Sende-Schluss noch vor Betriebsaufnahme

Insolvenz angemeldet hat die Bremer Broadcast Services Gesellschaft in Gründung. Obwohl der Projektentwickler W.E.S.T. behauptet, das Geld sei da

„Unter Umständen versucht da jemand, sich die Sache schönzureden“

Bremen taz ■ Noch bevor sie die erste Sendung über den Äther geschickt hat, musste die Bremer Broadcast Services Gesellschaft (BBS) gestern Insolvenz anmelden. Das bestätigte der Geschäftsführer der GmbH in Gründung, Christofer Sebald. „Die Gesellschaft ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten“, so der verhinderte Intendant.

Geplant war ein Programm von täglich sieben Stunden lokalem Fernsehen, gegenfinanziert durch bundesweites „Transaktionsfernsehen“ – sprich Spiele à la Neunlive, zum Mitmachen per Telefon und teurer Sonderrufnummer. Der Lizenz-Antrag war laut Sebald spruchreif. „Aber die liquiden Mittel reichten nicht.“

Das bestreitet indes Werner Stoffregen, der als Geschäftsführer des Projektentwicklers W.E.S.T.-Group als Gesellschafter der BBS hätte fungieren sollen: Sein Unternehmen, so beschreibt er die eigene Aufgabe, sollte im Auftrag ungenannter Investoren als Dienstleister die Sendergründung vorantreiben – sprich für die Liquidität sorgen. Um einen „einstelligen Millionenbetrag über eine Million Euro“ handele es sich dabei. Und: „Das Geld ist da“. Nur sei es nicht vor Aufnahme des Sendebetriebs ohne weiteres abrufbar. Auch gab sich Stoffregen gestern „überrascht“, weil er nichts wisse von der Insolvenz – und bezweifelte, dass diese überhaupt habe „angemeldet werden können“. Schließlich handele es sich bei der BBS um eine Gesellschaft in Gründung. „Da sind keinerlei externe Kosten entstanden. Darauf haben wir geachtet.“

Als unwahr bezeichnet Sebald diese Darstellung: „Ich weiß nicht, was Herr Stoffregen damit bezweckt. Unter Umständen versucht da jemand, sich die Sache schönzureden.“ Bei Erarbeitung des Antrags seien Honorar-Rechnungen aufgelaufen – unter anderem für Anwälte und Medienberater. Und seit sechs Monaten stünden die Gehälter für die Beteiligten aus. „Herr Stoffregen ist bei Initiatorensitzungen über diese Sachlage unterrichtet worden.“ Selbstverständlich könne auch eine Gesellschaft in Gründung Insolvenz beantragen, „wenn sie überschuldet ist.“

„Wenn da Rechnungen aufgelaufen sein sollten“, gibt Stoffregen dagegen an, „bezahlen wir die selbstverständlich.“ Darüber hinaus bestätigt er lediglich, dass es „bei der jüngsten Initiatorensitzung emotionale Widersprüche zwischen den Beteiligten gegeben“ habe. Für unüberbrückbar halte er die jedoch nicht. Sebald erwägt unterdessen „rechtliche Schritte“ gegen W.E.S.T.Das Projekt werde er abernicht aufgeben. Es gehe schließlich „um 100 Arbeitsplätze“. Und, sagt der Journalist, „das ist mein Baby“ bes