MARGOT KÄSSMAN UND ANDERE FAVORITEN

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist der Dachverband für 24 Landeskirchen, die ihre Wurzeln in der Reformation haben – insgesamt etwa 18.000 Gemeinden mit rund 26,5 Millionen Mitgliedern. Ihr höchster Repräsentant ist der Vorsitzende des Rates der EKD. Sechs Jahre lang hieß der Manfred Kock, nun scheidet er aus Altersgründen aus.

Die 120 Mitglieder der morgen beginnenden Synode, die Synodalen, wählen am Dienstag den 14-köpfigen Rat neu. Der schlägt dann einen Kandidaten für die Nachfolge Kocks vor. Offiziell gibt es keine Kandidaten für den Ratsvorsitz. Aber vier Favoriten. Neben Margot Käßmann sind dies:

Wolfgang Huber (61), Bischof der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg, der „Hauptstadtbischof“. Er leitete 1985 den Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf und war bis zu seiner Wahl zum Bischof 1993 Theologie-Professor in Marburg und Heidelberg (Schwerpunkt Sozialethik). Huber ist der politischste Kandidat im Rennen. Immer wieder mischt er sich in die Tagespolitik ein – eine Zeitlang strebte er für die SPD ein Bundestagsmandat an. Huber ist Mitglied im Nationalen Ethikrat. Bei der letzten EKD-Synode unterlag er überraschend Kock.

Johannes Friedrich (55), Landesbischof in Bayern. Er war in Nürnberg Gemeinde- und Studentenpfarrer, später Probst der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Jerusalem. Seit 1999 Bischof, hat er sich als liberaler Brückenbauer mit Managementtalent einen Namen gemacht. Der Verbindungsmann zur katholischen Kirche erregte in seiner Kirche Aufsehen (und Missmut), als er 2001 erklärte, er könne sich unter Umständen einen Papst als eine Art Sprecher der ganzen Christenheit vorstellen.

Christoph Kähler (59), der thüringische Landesbischof, lernte zunächst Elektriker, studierte danach in der DDR Theologie und wurde später Professor für das Neue Testament an der Kirchlichen Hochschule in Leipzig. Bis zu seiner Bischofswahl 2001 war er Prorektor an der Uni Leipzig. Er könnte als Ostdeutscher vom Außenseiter-Bonus profitieren. GES