: Kein Frieden in Falludscha
Nach gescheitertem Gespräch verstärkt US-Armee Angriffe auf Rebellenhochburg. Pressefotograf ermordet. Demontage in Iraks Atomanlagen war offenbar geplant
BAGDAD ap/afp ■ Am ersten Tag des Fastenmonats Ramadan hat die US-Armee ihre Angriffe in und um Falludscha verstärkt. Nach Angaben des Zentralkrankenhauses der Stadt wurden dabei mindestens drei Menschen getötet und sieben verletzt. Die US-Armee nahm nach dem Freitagsgebet Scheich Chaled Hammud fest, ein Mitglied der Delegation, die mit der Übergangsregierung über ein Ende der Kämpfe um Falludscha verhandeln wollte. Die Gespräche waren gescheitert, weil Regierungschef Ajad Allawi die Auslieferung von Extremistenführer Mussab al-Sarkawi verlangte. Die von Sarkawi geführte Gruppe Tauhid wal Dschihad wurde von den USA auf die Liste internationaler Terrororganisationen gesetzt. Geistliche drohten für den Fall, dass US-Soldaten in Falludscha eindringen sollten, mit einem Aufruf zum „heiligen Krieg“.
Bei der Explosion einer Autobombe in Bagdad starb gestern ein Iraker. Sieben Menschen wurden bei dem Anschlag nahe der Polizeidirektion im südlichen Bezirk Dora verletzt. Bereits am Donnerstag war in Mossul ein Fotograf erschossen worden. In den vergangenen Monaten wurden wiederholt Iraker bedroht oder getötet, die für ausländische Medien arbeiteten.
Derweil veröffentlichte Unicef eine düstere Bestandsaufnahme des Schulsystems im Irak. Tausende Schulen sind danach in so schlechtem Zustand, dass ein vernünftiger Unterricht kaum möglich ist. Mit dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung nach dem offiziellen Kriegsende wurden rund 3.400 Schulen geplündert.
Die Demontage von Geräten aus irakischen Atomanlagen haben offenbar Experten vorgenommen. Diplomaten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) widersprachen damit der Darstellung der Übergangsregierung, wonach es sich nur um vereinzelte Plünderungen gehandelt habe. Die IAEA hatte sich Montag besorgt über das Verschwinden von Geräten und Materialien geäußert, die nuklearwaffentauglich sind. An den UN-Sicherheitsrat schrieb IAEA-Generaldirektor Mohammed al-Baradei, Satellitenaufnahmen und Untersuchungen zeigten eine umfangreiche und systematische Demontage an Orten, die mit dem irakischen Atomprogramm in Verbindung stehen.