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Archiv-Artikel

die anderen über den „verwirrten“ general günzel

Die Mitteldeutsche Zeitung meint: Spätestens seit gestern ist klar: Deutschland braucht eine neue Debatte über seine Vergangenheit. Zu Recht wird gesagt, es gebe keine Kollektivschuld; der Begriff des „Tätervolks“ ist von vornherein untauglich. Aber niemand wird vernünftigerweise bestreiten, dass das Deutsche Reich gegenüber den europäischen Juden als „Täterstaat“ in Erscheinung getreten ist. Daraus folgt zwingend eine gemeinsame Verantwortung der Staatsbürger – damals wie heute. Eine Verantwortung, die nicht gemindert oder relativiert werden kann durch Seitenblicke auf Verbrechen anderer. Offenbar haben wir Deutsche 60 Jahre nach Kriegsende noch keine adäquate Form gefunden, erlittenes Unrecht und zugefügtes Leid so zur Sprache zu bringen, ohne dass Zwischentöne mit laut werden, die die NS-Verbrechen gegen die Menschheit verharmlosen.

Der Münchner Merkur kommentiert: General Reinhard Günzel, Chef der Bundeswehr-Eliteeinheit KSK, ist das Opfer eines schweren Vertrauensbruchs – und auch eigener Dummheit. Der Verteidigungsminister konnte gar nicht anders, als Günzel zu entlassen. Die Politik pocht damit im demokratischen Nachkriegsdeutschland weiter auf ihren Verfassungsvorrang. Und das gilt zu Recht auch für die Deutungshoheit über die Geschichte.