piwik no script img

Archiv-Artikel

Die Bahn im „Kundendialog“

Wer seine Bahncard vergisst, hat schlechte Karten – vor allem, wenn er viele Karten hat. Dann nämlich vervielfacht sich die Erstattungsgebühr, erfuhr eine Bremer Reisende

Von HB

Bremen taz ■ Elisabeth Jesse ist Bahn-Vielfahrerin. Und Bahncard-Abonnentin „seit es die Bahncard gibt“. Jetzt aber wurde ihr das praktische Stück Plastik zum nachhaltigen Ärgernis.

Der Anlass war zunächst banal: Frau Jesse vergaß bei einer Reise Anfang Oktober von Bremen nach Überlingen ihre „Bahncard 50“. So weit so schlecht, denn als Gebühr für die Rückerstattung der im Zug zu leistenden Nachzahlung werden in jedem Fall 15 Euro fällig – Schusseligkeit wird bei der Bahn teuer geahndet, womöglich proportional zur Selbstkulanz in Sachen Verspätung.

Für Frau Jesse allerdings vervielfachte sich der finanzielle Denkzettel. Denn die Rückfahrt von Überlingen nach Bremen hatte eine mehrtägige Unterbrechung in Darmstadt, so dass sie für insgesamt drei Tickets nachzahlen musste. Macht 45 Euro bei einem Gesamtnachschlag von 120,50 Euro. Ist das korrekt?

Wer bei der Bahn anruft, wird von einer extrem empathischen Tonbandstimme begrüßt, auch die echten Menschen beim in Hamburg angesiedelten „Kundendialog“ geben sich alle Mühe. Nur: In der Sache bleiben sie hart. Die Mehrfachgebühr sei „gerecht“, so seien die Beförderungsbedingungen. Auch Hans-Jürgen Frohns, niedersächsischer DB-Regionalsprecher, bestätigt: „Die Gebühr wird pro Karte berechnet, nicht pro Erstattungsantrag.“ Ob er das verhältnismäßig fände? Frohns: „Das entspricht unserem tatsächlichen Verwaltungsaufwand.“ Worin der genau bestehe, könne er allerdings en detail nicht sagen.

Frohns Kollege Achim Stauss von der Berliner Zentrale schätzt das offenbar anders ein: Grundsätzlich seien 15 Euro zwar angemessen („Wir wollen ja eine gewisse Motivation bieten, die Bahncard auch mitzunehmen.“), aber: „Eigentlich sollte der Beamte am Schalter kulant sein und nur einmal abrechnen – die Arbeit hat er ja auch nur einmal.“

Das sieht die Fahrgastvereinigung „ProBahn“ auch so. Klaus Schröter vom Verbandsvorstand: „Einmal müsste reichen – zumal man viele Karten ja gar nicht mehr durchlösen kann.“ Hintergrund des Ärgers ist in der Tat nicht nur der Gebührenbedarf der Bahn, sondern auch die zunehmend eingeschränkte Kartengültigkeit. Während die Tickets früher für zwei Monate mit beliebigen Unterbrechungen gelöst werden konnten, wurde diese Dauer auf mittlerweile nur noch zwei Tage pro Hin- und Rückfahrt eingeschränkt. HB