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Archiv-Artikel

Preis des Marktes

Kita-Träger warnen vor Billig-Anbietern und verteidigen neue Pflegesätze. Kirche gründet Kita-Verband

Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW) hat gestern vor gewerblichen „Billig-Kitas“ gewarnt und sich gegen den Vorwurf gewehrt, das Loch im Kita-Etat sei durch überhöhte Pflegesätze entstanden. Diese dienten allein dem Zweck, die Qualität in der Kindertagesbetreuung zu sichern. „Weil wir mehr und andere Dinge tun sollten, mussten wir die Preise anpassen, wenn dies nicht zu Lasten der Kinder gehen sollte“, erklärt AGFW-Chef Michael Edele.

Wie aus dem Haushaltsplan 2004 hervorgeht, wurden die Sätze beispielsweise für Sechs-Stunden-Plätze in Elementargruppen um knapp 18 Prozent erhöht. Doch laut Caritas-Direktor Norbert Keßler sind Personalkosten allenfalls eine von mehreren Komponenten, die zum Kita-Loch führten. Als „Mehraufwand“ benennt Keßler vor allem das Marketing. „Bisher müssten Erzieher und Leitung einer Kita sich nur um die Pädagogik kümmern.“

Seit dem 1. August müssten die Leitungen auch nach außen wirken und dafür sorgen, dass Kinder in die Kita kommen. Mehraufwand hätten auch Erzieher: „Mitarbeiter müssen sogar mit Eltern zur Behörde, damit die ihre Gutscheine bekommen.“ Dass es diesen Mehraufwand gibt, sei in Verhandlungen mit dem früheren Kita-Amtsleiter Jürgen Näther „nie strittig“ gewesen. Keßler: „Und uns wurde immer gesagt, es werde nur zugestanden, was über Effiziengewinn refinanzierbar ist.“

Unterdessen hat der Kirchenkreis Alt-Hamburg gestern einen Kita-Verband gegründet, um Risiken besser abzufedern. Der Kreis hat 61 Kitas mit 3.500 Plätzen und 550 Mitarbeitern. Er rechne mit einem zehnprozentigen Abbau, erklärte Mitbegründer Hansjörg Müller. Bislang waren Erzieher bei den Gemeinden angestellt. Über den Verband, dem 31 Kitas angehören, könne mehr Arbeitsplatzsicherheit geschaffen werden. KAIJA KUTTER