Es geschah am hellichten Tag
: Drei Pullen Schnaps sind nicht genug

„Bei einem 47-jährigen Mann ist gestern Nachmittag gegen 14.30 Uhr ein Blutalkoholwert von 5,96 Promille gemessen worden“, meldet lapidar die Polizei aus Hannover – und Otto Normaltrinker kann sich wohl kaum vorstellen, was das eigentlich heißt. Ein etwa 70 Kilogramm schwerer Mann hat nach einem Liter Bier oder einem halben Liter Wein einen Blutalkoholspiegel von im besten Fall 0,5 Promille, lautet die eine grobe Faustregel, der Körper baut pro Stunde 0,15 Promille ab, die andere. Ergo: Es handelt sich hier um den Konsum, besser das Reinschütten, von 12 Litern Hansa oder sechs Pullen Fusel. Und: Der „Betroffene“ braucht fast 40 Stunden, um wieder nüchtern zu werden.

„Wenn wir uns akut auf fünf Promille trinken, würden wir wahrscheinlich sterben“, erklärt Professor Udo Schneider von der Medizinischen Hochschule Hannover. Gewohnheitstrinker hätten sich jedoch auch an solche Mengen an Alkohol gewöhnt – Schneider schätzt, dass der von der Polizei aufgegriffene Obdachlose etwa drei Pullen Schnaps intus gehabt haben könnte. Bei einer Studienreise nach Minsk habe er sogar von einem Probanden mit 7,9 Promille gehört, dem höchsten, was in Weißrussland in diesem Jahr gemessen wurde. Der Mann hat das überlebt.

Die Meldung der Polizei lautet jedoch vollständig: „Mit dem Rettungswagen wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Nach kurzem Aufenthalt verließ er jedoch unbemerkt sein Krankenzimmer und holte sich Nachschub bei einem Kiosk. Von einer Funkstreife wurde er an dem Kiosk aufgegriffen und zurück ins Krankenhaus gebracht“. ksc