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Archiv-Artikel

Blairs Truppen nach Bagdad

Briten verlegt 850 Soldaten nach Zentralirak, um US-Truppen zu entlasten. Kritik aus eigener Partei: Wahlgeschenk an Bush. Bald noch mehr britisches Militär nach Irak

LONDON afp/dpa ■ Die britische Regierung hat sich auf Anfrage der USA bereit erklärt, Truppen in den Zentralirak zu verlegen. Dies sagte Verteidigungsminister Geoff Hoon gestern in London. 850 britischen Soldaten des schottischen Traditionsregiments „The Black Watch“ sollen aus dem ruhigen Südirak in den zentralirakischen US-Sektor verlegt werden.

Die Entscheidung ist innenpolitisch höchst umstritten. Premierminister Tony Blair hatte sich am Mittwoch bei einer Fragestunde vor dem Unterhaus gegen den Vorwurf gewehrt, die Truppenverlegung sei ein Wahlkampfgeschenk an US-Präsident George W. Bush.

Die Regierung verteidigte laut der Zeitung The Guardian die Entscheidung damit, dass nicht nur die Anfrage der USA, sondern auch ein gleichlautendes Gesuch von Iraks Interimspremier Ajad Allawi den Ausschlag gab. Laut Medien sei das Ziel eine Entlastung der US-Truppen, die sich stärker auf die Aufstandsbekämpfung in Städten wie Falludscha konzentrieren sollen.

Vor den Unterhausabgeordneten sagte Hoon gestern, dass die 850 Soldaten unter britischem Kommando in einem relativ kleinen Gebiet operieren werden. Obwohl sie den US-Einheiten zur Seite gestellt würden, gelten für sie weiter die Regeln ihres bisherigen Engagements.

Die Fraktionsführerin Labours im Unterhaus, Hilary Armstrong, hatte laut The Guardian die Regierung zuvor vor dem Unmut zahlreicher Hinterbänkler ihrer Partei gewarnt. Diese fürchten, dass der Schritt die britischen Truppen weiter in ein militärisches Schlamassel ziehe, obwohl in der Öffentlichkeit der Ruf lauter werde, Großbritannien solle endlich ein Datum für den Abzug seiner Truppen aus dem Irak nennen.

Blair verteidigte unbeirrbar die Verlegung. Er sagte, dass die Regierung ihre Aktivität im Irak verstärke. Dies habe allein etwas mit den geplanten irakischen Wahlen im Januar zu tun.

Blair wurde schließlich vom Militär unterstützt. General John McColl, der ranghöchste britische General im Irak, sagte, die Anfrage der USA abzuweisen sei möglich, aber „militärisch nicht vernünftig.“ In der Times bestätigte er derweil „Überlegungen“ zu einer Verlegung von 1.300 zusätzlichen Soldaten in den Irak.