Berlins Museen neu buchstabiert

Kultursenator Flierl plant die Zusammenlegung des Stadtmuseums mit dem Brücke-Museum und der Berlinischen Galerie. Kritik bleibt nicht aus. Und zwar aus Reihen des eigenen Koalitionspartners

von FELIX LEE

Erst die Opernstiftung, dann die Kürzungen im Theaterbereich, nun sind die landeseigenen Museen dran: Kultursenator Thomas Flierl (PDS) bastelt an einer Reform, die das weit verzweigte Stadtmuseum, das kleine, vor allem aber abgelegene Brücke-Museum im Grunewald und die gerade wieder zu neuem Leben erweckte Berlinische Galerie in einer „Landesstiftung Berliner Museen“ zusammenfassen soll. Gestern stellte Flierl dem Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses die zentralen Punkte seines Gesetzentwurfs vor und lud dazu auch Vertreter und Personalräte der drei Museen ein.

Dabei handelt es sich nicht um eine „Fusion“, betont Jörn Merkert, Generaldirektor der Berlinischen Galerie. Eine Fusion würde die Auflösung der Häuser bedeuten. Bei Flierls Vorschlag gehe es vielmehr um einen Zusammenschluss der drei Museen unter einem Dach. In ihren Profilen sollen die Häuser aber eigenständig bleiben.

So wie Flierl wünscht sich Merkert eine Verzahnung der drei Häuser, im Idealfall gar unter dem Dach eines gemeinsamen Generaldirektors. Von „Synergieeffekten“ ist die Rede. Klar ist: So wie bei der Opernstiftung geht es dem Kultursenator vor allem um eine schlankere Verwaltung, also um die Frage, wie noch mehr Personal eingespart werden kann. Im Gegenzug verspricht Flierl eine mittelfristige Zuschussgarantie. „Drei arme Kirchenmäuse bauen noch keinen Palast“, sagte Merkert. Wenn der eine die Bohnen hat, der Zweite den Speck und der Dritte das Wasser, könne aber durchaus ein leckeres Mahl entstehen.

Die Landesmuseen seien in den vergangenen Jahren nur kaum auf überregionales Interesse gestoßen. Anders als die exklusiven Häuser der Preußenstiftung auf der Museumsinsel, die vor allem vom Bund mitfinanziert werden, würden die landeseigenen Museen ein eher „kümmerliches Dasein“ fristen, findet Merkert. „Noch ein Euro weniger, und das Brücke-Museum muss dicht machen.“ Gemeinsam aber hätten sie ein größeres Gewicht, um beispielsweise auch koordiniert Lotto- oder Sponsorengelder zu akquirieren.

Kurt Winkler, Generaldirektor der Stiftung Stadtmuseum Berlin, sieht eine Zusammenlegung skeptischer. Zwar befürwortet auch er grundsätzlich eine Museumsreform, verknüpft Flierls Vorschlag aber mit der Forderung nach einem zentralen Gebäude für seine Stiftung. Derzeit sind die Berliner Stadtmuseen auf 27 verschiedene Standorte verteilt. Bei der Konzentration auf einen Standort könne sich der Stellenwert des Stadtmuseums erhöhen. Winkler brachte das landeseigene Gebäude des alten Marineamts ins Gespräch. Schätzungsweise 20 bis 25 Millionen Euro würde ein solcher Umzug jedoch kosten. „Angesichts der Sparbemühungen des Senats eine völlig unrealistische Forderung“, kritisierte Merkert den Vorstoß seines Kollegen.

Die Mitglieder des Kulturausschusses reagierten unterschiedlich auf Flierls Vorschlag – unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit. Während Annette Fugmann-Hesing (SPD) sich als Befürworterin outete, kritisierte ihre Parteigenossin Brigitte Lange den Vorschlag des Senators. Die Berlinische Galerie stehe in der Öffentlichkeit gut da und müsse daher auch bei einer Zusammenlegung keine wesentlichen Einbußen befürchten. Beim Brücke-Museum sehe es bereits weniger rosig aus. Patient sei jedoch das Stadtmuseum. „Solange es nicht auf sicheren Füßen steht, macht eine Zusammenlegung keinen Sinn“, sagte Lange. Wie unterm Dach einer gemeinsamen Stiftung mehr Geld reinkommen soll, ist ihr ebenfalls ein Rätsel. Sie forderte den Kultursenator auf, zunächst einmal schriftlich einen Wirtschaftsplan aufzustellen. Beide SPD-Abgeordnete kündigten eine parteiinterne Debatte an, die noch vollkommen „ergebnisoffen“ sei.

Ausgerechnet auf Seiten der FDP, die sonst jede Bürokratieverschlankung begrüßt, war die Skepsis am größten. „Synergieeffekte ist ein Synomym für Personalabbau“, sagte Sibylle Meister. „Das wissen wir doch alle.“