Stiften gehen für die Ewigkeit

Eine Stiftungsgründung ist eine Geldanlage, die es in sich hat: Neben Steuervorteilen und einem Quäntchen Mildtätigkeit auch die Möglichkeit, sich ein eigenes Denkmal zu schaffen. Nur über den Stiftungszweck sollte man sich klar werden

Beraterin Hickstein: „Eine Stiftung wird für die Unendlichkeit gegründet“Wer stiftet, kann sich bis zu einem Drittel der Zinserträge selbst ausschütten

taz ■ Umweltschutz, Bildung, Kunst und Kultur, Tierschutz, Völkerverständigung oder die Förderung alternativer Heilmethoden – wer etwas zur Seite gelegt hat und eine Stiftung gründen will, braucht seiner Phantasie keine Grenzen zu setzen.

Nur muss der Stiftungszweck in der Stiftungsurkunde ausdrücklich festgehalten werden, so schreibt es das Bürgerliche Gesetzbuch vor. Und: Er muss auch über einen langen Zeitraum seine Gültigkeit behalten, also auch in hundert Jahren noch relevant sein, sagt Britta Hickstein, Beraterin bei der Sparkasse Bremen. „Eine Stiftung wird für die Unendlichkeit gegründet, deshalb muss der Stiftungszweck auch Jahre später noch erfüllt werden können“, erklärt die Expertin. Das bedeutet außerdem, dass in einer gemeinnützigen Stiftung angelegtes Geld nicht wieder aus ihr herausgenommen werden kann. Stiftungskapital muss erhalten bleiben – es darf zwar mehr, aber niemals weniger werden.

Doch die Vorteile dieser Form der Geldanlage liegen nicht alleine darin, der Menschheit etwas Gutes zu tun oder sich selbst mit einer „Lieschen-Müller-Stiftung“ ein Denkmal zu setzen, sagt Hickstein. Wer stiftet, genießt steuerliche Vorteile und kann sich bis zu einem Drittel der Zinserträge selbst ausschütten. Diese Erträge sind auch das Einzige, was für den Stiftungszweck, beispielsweise einen Förderpreis, ausgegeben werden darf. Deshalb lohne sich eine Stiftung zurzeit auch erst, wenn mindestens 25.000 Euro an Kapital da seien, sagt Karin Seele-Münscher, die beim Senator für Inneres das Stiftungswesen betreut. „Die Zinsen sind so niedrig, dass wir unterhalb dieses Betrags von einer Gründung eher abraten würden.“

Dennoch finden sich auch in schlechten Zeiten immer noch Privatleute oder Organisationen, die genug für andere übrig haben. 226 Stiftungen waren es Ende 2002 im Lande Bremen, in diesem Jahr kamen noch einmal sechs hinzu. Nur in Hamburg gebe es noch mehr, sagt Seele-Münscher vom Innensenator: „Bremen ist Stifterhochburg.“ Sie sei selbst verwundert, wie stiftungswillig die Bremer seien, und vermutet als Grund die hanseatische Kaufmannstradition. Tatsächlich unterstützt das alljährliche Schaffermahl der Kaufmannsleute im Schütting die Stiftung „Haus Seefahrt“ aus dem Jahr 1545 – damit die sich um in Not geratene Seeleute, deren Witwen und Waisen sorgt.

Wer allerdings partout keine 25.000 Euro zusammen bekommt, um damit andere zu beglücken: Keine Stiftung wehrt sich gegen eine Spende, und auf der Steuererklärung macht sich diese auch ganz gut.

Eiken Bruhn

Informationen (auch über bestehende Stiftungen): ☎ 361 90 47 oderwww.bremen.de/info/innensen/stiftungen.html