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: Gute Mannschaft, schlechte Mannschaft?

Fünf Fragen zum heutigen Länderspiel der DFB-Elf gegen Frankreich. Und natürlich fünf Antworten

Die Frage aller Fragen hat dieser Tage Jens Jeremies gestellt. Sie lautet so: „Sind wir eine gute Mannschaft – oder sind wir eine schlechte Mannschaft?“ Auf jeden Fall, so viel steht fest, ist das keine schlechte Frage – und Beantwortung erhofft sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute Abend ab 20.30 Uhr in Gelsenkirchen – und ausgerechnet gegen Frankreich. Zur Erinnerung: Frankreich ist jene Mannschaft, die bei der WM auf den Fußballfeldern Asiens vorletzten Sommer exakt kein Spiel gewonnen – und ebenso viele Tore geschossen hat. En detail: 0:1 verloren gegen Senegal, torlos remisiert gegen Uruguay, schließlich sogar 0:2 unterlegen gegen das kleine, nette Dänemark. Aus und raus hieß es deswegen nach der Vorrunde. Nochmal zur Erinnerung: Deutschland wurde Vizeweltmeister, Zweitbester der Welt, bezwungen erst und nur im Finale von den unbesiegbaren Brasilianern (und vom eigenen Torhüter, aber das ist schon wieder eine ganz andere Story!). Also: Noch Fragen?

Schon. Die zum Beispiel: Kann man das wirklich so sehen? Nein, sagt Rudi Völler, Teamchef, Heilsbringer sowie zuletzt „Mist und Käse“-Redner. Diesmal sagt Völler: „Unabhängig vom frühen WM-Ausscheiden gibt es über die Qualität der französischen Spieler keine Diskussionen.“ Mehr noch: Uns Rudi sieht Zidane et copins auch bei der Euro nächstes Jahr in Portugal als die großen Favoriten. Deshalb wird das heutige Spiel von der deutschen Mannschaft auch zum Meilenstein auf dem eigenen Weg an die Algave erklärt. Jens Jeremies formuliert das so: „Wir müssen unbedingt mal gegen einen Großen gewinnen, um mit Überzeugung zur EM fahren zu können.“

Woraus auch schon nächste Frage resultiert: Hat Deutschland heute Abend wirklich eine Chance, einen Großen, namentlich Frankreich, zu besiegen, eine klitzekleine nur? Antwort: Eher nicht. Begründung: Die letzten drei Jahre. Genau so lange ist nämlich der 1:0-Sieg gegen England her. Danach setzte es gegen die so genannten Nicht-Fußballzwerge jeweils Niederlagen, namentlich gegen: England, Argentinien, Brasilien, Holland, Spanien, Italien – und natürlich gegen Frankreich. Zwar endete die letzte Partie gegen die Franzosen im Februar 2001 nur 0:1 und damit durchaus gnädig, in Völlers Gedächtnis aber ist sie dennoch als Lehrstunde haften geblieben. „Das war Angsthasenfußball. Wir sind damals vor Respekt erstarrt“, erinnert sich der Teamchef.

Und wie werden die Angsthasen, sorry: die deutschen Nationalspieler, heute Abend spielen? Ganz klar – und trotz all der Kälte: In kurzen Hosen – und, erstmals, in schwarzen Leibchen, von Bild vorab „Zorro-Trikots“ getauft. Getragen werden die hinten voraussichtlich von einer Viererkette, die von Arne Friedrich, Christian Wörns, Andreas Hinkel sowie Nationalmannschaftsrückkehrer Jens Nowotny gebildet werden soll. Davor sollen Frank Baumann sowie Jens Jeremies als Abräumer agieren und möglichst dafür sorgen, dass Spielgestalter Michael Ballack sich ganz auf das Spiel nach vorne konzentrieren kann. Unterstützt wird er dabei wohl von Bernd Schneider, ganz, ganz vorne wird Völler aller Voraussicht nach auf Jungstar Kevin Kurany und Herthas Antistürmer Fredi Bobic setzen.

Bleibt die letzte Frage: Ist das eine gute Mannschaft – oder eine schlechte? Die Antwort hat vorab schon mal der Fußballweise Christoph Daum gegeben, wenn auch leicht verklausuliert: „Ich gehe davon aus, dass wir bei der EM im nächsten Jahr und bei der WM 2006 keine überragende Rolle spielen werden“, hat der Beinahe-Bundestrainer dem Kölner Express anvertraut. Warum das? Die Antwort liegt auf dem Platz, gleich neben der Wahrheit. Heute Abend. In Gelsenkirchen. Gegen Frankreich. FRANK KETTERER