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Archiv-Artikel

Orientierung für ortsfremde Studis

An der Kölner Uni sind rund 6.000 ausländische Studierende immatrikuliert. Die Zahl der Einschreibungen von ChinesInnen steigt. Aber auch die Abbrecherquote ist sehr hoch

KÖLN taz ■ Köln ist bei ausländischen Studierenden beliebt. Aus 134 Ländern stammen die Studis, die an der Uni Köln eingeschrieben sind. Die traditionell stärkste Gruppe sind die Kommilitonen mit türkischem Pass. Sie machen rund ein Drittel der ausländischen Studenten aus. „Rund zwei Drittel sind so genannte Bildungsausländer“, schätzt Stefan Bildhauer vom Akademischen Auslandsamt der Uni Köln. Diese Gruppe hat ihre Hochschulreife tatsächlich im Ausland erworben. Die meisten davon kommen aus den Ländern der Russischen Föderation. Bulgaren, Polen und Chinesen folgen auf den nächsten Plätzen.

Gerade die Zahl der Studenten aus China ist in den letzten drei Jahren stark gestiegen. „Allerdings ist die Zahl zurzeit wieder rückläufig, weil Vorprüfstellen in China eingerichtet worden sind“, erklärt Bildhauer. Mit den Vorprüfstellen, die gemeinsam vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Deutschen Botschaft unterhalten werden, wollten die deutschen Hochschulen dem Andrang chinesischer Bewerber nach der Neuorientierung der Volksrepublik Herr werden. Offenbar mit Erfolg. „Die Zahl der Bewerbungen insgesamt geht leicht zurück“, sagt Bildhauer. Dafür steige aber die Zahl der Einschreibungen leicht. 2002 hatten sich beim Akademischen Auslandsamt 16.000 Ausländer um einen Studienplatz an der Kölner Uni beworben. Letztlich konnten sich gerade einmal 1.100 neu einschreiben. In diesem Wintersemester schafften 1.200 diese Hürde.

Derzeit sind nach den vorläufigen Zahlen der Universitätsverwaltung rund 6.000 ausländische Studierende immatrikuliert. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies absolut zwar ein Rückgang um 800. Relativ gesehen hat sich der Anteil aber von 11 auf 12,5 Prozent der Studierenden erhöht. „Die absoluten Zahlen sind wahrscheinlich durch das Studienkontengesetz gesunken“, vermutet Wolfgang Mathias, Leiter der Uni-Pressestelle. Wegen des umstrittenen Gesetzes verlor die Universität nach vorläufigen Berechnungen rund 14.000 Studierende.

Ausländische Studenten studieren offenbar nicht so lang wie ihre deutschen Kommilitonen. Vielmehr kommt es häufig zu Studienabbrüchen. Mangelnde Sprachkenntnisse bilden die größte Hürde für ein erfolgreiches Studium. An der Kölner Universität werden fast alle Veranstaltungen in Deutsch gehalten. „Das ist für viele ein großes Problem“, erklärt Stefan Bildhauer. Auch das Studiensystem lässt viele ausländische Studenten scheitern. Oftmals seien sie eher verschulte Universitäten gewohnt. „Wir erwarten jedoch von den Studierenden einen hohen Grad an Selbständigkeit.“ Um den Ausländern den Studienbeginn zu erleichtern, bietet das Akademische Auslandsamt der Uni Köln Orientierungswochen an. Für seine in den letzten Jahren verbesserte Betreuung von ausländischen Studenten hat die Kölner Hochschule dieses Jahr sogar einen Preis des Auswärtigen Amtes erhalten.

Dennoch ist die Abbrecherquote wahrscheinlich sehr hoch. Nach einer Pilotstudie verschiedener deutscher Universitäten schließen nur rund 20 Prozent der ausländischen Studierenden ihr Studium ab. „Wir werden an der Uni Köln vermutlich keine besseren Ergebnisse haben als die Aachener“, befürchtet Bildhauer. Die Studie soll bald auch an der Uni Köln den Studienverlauf der ausländischen Studenten klären. „Ich erhoffe mir daraus wichtige Schlussfolgerungen, um die Studenten noch besser betreuen zu können“, so Stefan Bildhauer. Thomas Spolert