No go für Neonazis

4.000 Demonstranten protestierten am Samstag gegen Neonazis. Dabei brannten auch Müllcontainer und Barris

Es waren die schwersten Ausschreitungen, die Potsdam in jüngerer Zeit erlebt hat. Rund 1.000 linke Demonstranten lieferten sich am Samstag eine mindestens einstündige Straßenschlacht mit der Polizei. Die Auseinandersetzungen waren so heftig, dass der Einsatzleitung nichts anderes übrig blieb, als die Nazi-Route vom Bahnhof aus umzulenken. Die Neonazis mussten mit Babelsberg vorlieb nehmen.

Damit scheint sich zu bestätigen, wovor der sächsische Verfassungsschutz seit dem Wahlerfolg der rechtsextremen NPD warnt: dass nämlich mit einer neuen Gewaltwelle von links zu rechnen ist. Sowohl in Leipzig als auch vor einer Woche in Hannover kam es bei Nazi-Aufmärschen zu Straßenschlachten zwischen Linken und der Polizei.

In Potsdam begannen die Krawalle, als ein linker Demozug die Lange Brücke vor der Potsdamer Innenstadt blockierte. Kurz bevor die ersten Wasserwerfer anrückten, hagelte es bereits Steine und Flaschen. Zwar gelang es den Einsatzkräften, die Brücke unter ihre Kontrolle zu bringen. Doch wenig später brannten in der Potsdamer Innenstadt die Barrikaden und Müllcontainer. Nur auf der parallel stattfindenden Gegendemo des Aktionsbündnisses gegen rechts, an der neben 3.000 Nazi-Gegnern auch Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck teilnahm, blieb es ruhig.

Ob jetzt aber tatsächlich von einer neuen „Gewaltwelle“ zu reden ist, bleibt abzuwarten. Antifas feiern zumindest ihren Erfolg und fühlen sich in ihrer Strategie bestätigt. Denn die Polizei ließ, wie schon am 1. Mai in Berlin, den rechten Aufmarsch erst umleiten, als es knallte. Nächste Anlässe stehen auch schon an. Neonazis wollen am 13. November im brandenburgischen Halbe marschieren und am 4. Dezember in Berlin-Treptow. Antifas rufen bereits zum Gegenprotest auf. FELIX LEE