Jahrtausende im Watt

Nordfriesische Urknochen-Funde auf 4300 Jahre datiert

schleswig dpa ■ Die Schädel- und Beinknochen eines Ur beziehungsweise Auerochsen, die im Mai im nordfriesischen Wattenmeer gefundeen wurden, sind knapp 4300 Jahre alt. Das teilte gestern das Archäologische Landesamt in Schleswig mit. „Die Funde sind ein deutliches Zeichen dafür, dass das Küstengebiet, in dem heute die Inseln und Halligen liegen, zwischen 2400 und 1800 vor Christus für Menschen begehbar und vielleicht sogar besiedelbar war“, sagte Hans Joachim Kühn.

Das Tier stamme aus der ausgehenden Steinzeit, dem Spätneolithikum, ganz so wie weitere im Wattenmeer gefundene Dolche und Sicheln aus Feuerstein. Der Fundplatz des Auerochsen gibt den Archäologen die Möglichkeit, den Meeresspiegelstand zu rekonstruieren. Danach lag die Oberfläche der Marsch vor 4000 Jahren gut drei Meter unter dem heutigen Meeresspiegel. „Rätselhaft bleibt, warum Schädel und Beinknochen vergraben wurden“, so Kühn. Vielleicht sei der Transport zu beschwerlich gewesen. Möglich seien aber auch spezielle Opferriten.

Das Ur gehört zu einer ausgestorbenen Tierart. Die letzte frei lebende Urkuh ist nach Angaben des Archäologischen Landesamtes 1627 in einem Reservat nahe Warschau verendet.