: Unscharfe Photonen
Die US-Wahlen und die Physik: Fehler bei Wahlmaschinen sind vorprogrammiert
Noch ehe alle Stimmen bei der Präsidentschaftswahl in den USA ausgezählt waren, kam gestern Nacht von den für die Entwicklung der Wahlcomputerprogramme zuständigen Wissenschaftlern vorab eine alarmierende und folgenschwere Nachricht im politischen Washington an: Im Gegensatz zur Stimmabgabe per Wahlzettel sind nicht etwa Bedienungsfehler oder politischer Betrug, sondern die aus der Teilchenphysik schon jedem Drittklässler bekannte Heisenberg’sche Unschärferelation dafür verantwortlich, dass Wahlergebnisse entweder verloren gehen oder gar nicht erst zustande kommen.
Der physikalische Ablauf der Fehlerquote lässt sich so beschreiben: der Tastendruck bzw. Touchpad-Impuls des Wählers löst ein digitales Signal entweder zu Gunsten des einen oder des anderen Kandidaten aus. Beim Durchqueren des Bildschirms jedoch kommt es wegen der Kristallstruktur der Monitorfüllung zum so genannten optischen Gitterproblem: das Impulsteilchen (Wahlphoton) muss sich blitzschnell entscheiden, ob es links oder rechts um die auftauchenden Kristallgitterstäbe herumkurven soll, um in den Stimmenspeicher zu gelangen. Das geht in sieben von acht Fällen schief, wodurch jedes Wahlphoton selbst wieder in zwei unterschiedlich votierende Stimmen zerfällt, von denen niemand weiß, was sie wollen und welchem Kandidaten sie zuneigen.
Sogar spontane Stimmabgaben für ansonsten chancenlose Kandidaten sind danach denkbar, und nicht einmal sämtliche Michael Moores dieser Welt könnten mit ihrer Körpermasse den Fehlstimmenfluss aufhalten, sind doch die Photonen derart winzig, dass sie durch Hamburger-gestählte Fettzellen hindurchschlüpfen können. So klein sie sind, ergäben dennoch sämtliche Impulsteilchen aufgereiht in einer Linie die Strecke von New York bis zum Mond und zurück. Experten rechnen deshalb bereits mit einem Fehlanteil von sieben bis 18 Prozent bei der Auszählung.
Noch in der Nacht wurde die entdeckte Störung als „Halloween-Effekt“ bei der zuständigen amerikanischen Heimatschutzbehörde gemeldet. Aber für diese Wahl kam die Entdeckung um Stunden zu spät. Es konnte niemand mehr verhaftet werden.
Besonders bestürzt reagierte in Wien der renommierte Professor Rigobert Hasslinger, der Erfinder der Nachrichtenteleportation per Quantenüberweisung (vgl. Science, 09/04). Der hatte gehofft, dass es im subatomaren Bereich keine Bevorzugung einer politischen Richtung gebe. Als verantwortlicher Grundlagenentwickler droht dem Wissenschaftler nun von beiden politischen Parteien in den USA eine Klage wegen mangelnder Qualität seiner Forschung. Und wer die US-Justiz kennt, weiß, was passieren kann: Professor Hasslinger wird wohl Milliarden Dollar Schadensersatz zahlen müssen. REINHARD UMBACH