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Archiv-Artikel

Tiere und Pflanzen sterben rasant aus

Rote Liste 2003: Weltweit sind mittlerweile mehr als 12.000 Arten bedroht. Der Mensch ist nicht allein schuld

BERLIN taz ■ Der Guatemala-Brüllaffe, der Buschmannhase, der Mekong-Riesenwels und der Goldstirn-Klammeraffe sind unmittelbar vom Aussterben bedroht. Damit stehen sie ganz oben auf der gestern vorgelegten Roten Liste der bedrohten Arten. Nach der neuesten Bestandaufnahme der Weltnaturschutzunion (IUCN) kämpfen weltweit insgesamt 12.200 Tier- und Pflanzenarten ums Überleben. Letztes Jahr waren es noch rund 2.000 weniger.

7.000 Wissenschaftler und Umweltschützer aktualiseren die Rote Liste jedes Jahr. „Noch kratzen wir nur an der Oberfläche“, sagt IUCN-Chef Achim Steiner. Neue Kandidaten 2003 sind zum Beispiel knapp 1.200 Pflanzenarten aus Ecuador und 35 Schneckenarten der Galapagosinseln. Inzwischen haben sich auch alle Arten von Albatrossen in die Liste eingereiht. Während in Indonesien, Indien, Brazilien, China und Peru vor allem Vögel und Säugetiere vom Aussterben bedroht sind, trifft es in Ecuador, Malaysia, Indonesien und Sri Lanka in erster Linie Pflanzen.

Der Mensch macht ihnen zu schaffen – durch Siedlungsbau, Tourismus und Landwirtschaft. Staudämme versperren beispielweise dem Riesenwels, der bis zu drei Meter lang und 300 Kilogramm schwer werden kann, seine wässrigen Wanderwege. Die Folge: In den letzten Jahren ist der Bestand des Riesenfisches um 80 Prozent gesunken. Delphine im Mittelmeerraum hingegen halten Zwangsdiät. Die Fischer machen ihnen seit Jahrzehnten ihre Nahrung streitig und haben die Flipperbestände dadurch bereits um 50 Prozent dezimiert.

Doch im Gerangel um Lebensraum und Ressourcen mischt nicht nur der Mensch kräftig mit. Landfremde, eingeschleppte Tiere und Pflanzen rücken ihren Artgenossen auf unliebsame Weise zu Leibe. Selbst Inseln, zu Robinson Crusos Zeiten ein Ort mit Ruhegarantie, haben mittlerweile ungebetenen Besuch erhalten. So drohen die 125 Pflanzen auf Hawaii, die dieses Jahr die Rote Liste schmücken, grasenden Kühen und Schafen zum Opfer zu fallen. Sie wurden im 18. Jahrhundert auf der Insel angesiedelt. Wer sich gegen die gefräßigen Wiederkäuer behauptet, dem machen eingeschleppte Insekten und Unkraut den Garaus. BETTINA GARTNER