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Archiv-Artikel

Morddrohung auf der Leiche van Goghs

Die niederländischen Behörden veröffentlichen Brief, der mit einem Messer in den Körper des ermordeten Regisseurs Theo van Gogh gerammt worden war. In dem Schreiben wird Abgeordneter gedroht, die mit van Gogh zusammengearbeitet hatte

AMSTERDAM ap/taz ■ Die niederländische Staatsanwaltschaft hat den Mord an Regisseur Theo van Gogh gestern als terroristischen Akt eingestuft. Der Hauptverdächtige solle in mindestens sechs Punkten angeklagt werden, sagte der leitende Staatsanwalt Leo de Wit in Amsterdam. Neben Mord werde Mohammed B. auch „Teilnahme an einer kriminellen Organisation mit terroristischen Grundzügen“ zur Last gelegt. Er habe bislang die Aussage verweigert. Der 26-Jährige, der sowohl die niederländische als auch die marokkanische Staatsangehörigkeit besitzt, sollte noch gestern im Gefängniskrankenhaus von Scheveningen, einem Richter vorgeführt werden. Der mutmaßliche Mörder war bei seiner Festnahme am Dienstag durch einen Schuss am Bein verletzt worden.

Zwei der acht weiteren zunächst Festgenommenen wurden unterdessen wieder freigelassen. Sechs Personen sollen wegen Verschwörung zum Mord angeklagt werden, alle seien islamische Extremisten nordafrikanischer Herkunft, sagte de Wit. Nach Angaben des niederländischen Justizministeriums standen sie in Verbindung mit den Selbstmordanschlägen vom Mai vorigen Jahres in Casablanca. Damals waren 45 Menschen getötet und 100 verletzt worden. Laut Marokkos Behörden gehörten die Attentäter zur Gruppe „Salafia Jihadia“ („Der wahre heilige Krieg“). Eine Verbindung zum Terrornetzwerk al-Qaida von Ussama Bin Laden konnte damals nicht nachgewiesen werden. De Wit zufolge prüft die Polizei jetzt weitere Verhaftungen.

Ein Brief, der am Körper des am Dienstagmorgen in Amsterdam ermordeten Regisseurs van Gogh gefunden wurde und den die Behörden jetzt veröffentlichten, enthält eine Morddrohung gegen Politiker. Das teilte Justizminister Piet Hein Donner am Donnerstagabend mit. Der Brief enthalte „eine direkte Warnung“ an die Parlamentsabgeordnete Ayaan Hirsi Ali, so der Minister. Ali von der liberalen Partei VVD schrieb das Drehbuch für van Goghs umstrittenen Film „Submission“, der die Behandlung von Frauen im Islam kritisiert.

Donner erklärte, der fünfseitige „Offene Brief an Hirsi Ali“ drohe Ungläubigen, Amerika, Europa, den Niederlanden und Hirsi Ali einen heiligen Krieg an. Der auf Niederländisch und Arabisch verfasste Brief erwecke den Anschein, als stamme er nicht von einer Einzelperson, sondern von einer Organisation. Dies sei Besorgnis erregend, sagte Donner.

Die in Somalia geborene Hirsi Ali schwor dem muslimischen Glauben ab. Sie zog sich bereits in der Vergangenheit den Zorn von Muslimen zu, indem sie islamische Sitten kritisierte und Muslimen vorwarf, sich nicht in den Niederlanden zu integrieren. Der Brief mit der Drohung war mit einem Messer in den Körper van Goghs gerammt worden. Auch der Fraktionschef der Liberalen im Parlament, Jozias van Aartsen, und Amsterdams Bürgermeister Job Cohen werden in dem Schreiben genannt. Cohen teilte gestern mit, er und sein Stellvertreter Ahmed Aboutaleb hätten zusätzlichen Schutz erhalten. Auch der ermordete van Gogh war nach Morddrohungen unter Schutz gestellt worden.

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