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Archiv-Artikel

Bleibt alles anders

Die Übernahme der Nachrichtenagentur ddp drohte zur Hängepartie zu werden – jetzt ist sie sicher

Nach über zwölf Jahren im Dienst schloss Wolfgang Leifheit am Freitagnachmittag zum letzten Mal seine Bürotür ab. Leifheit war Betriebsrat bei der Nachrichtenagentur Deutscher Depeschendienst (ddp) und verlässt im Rahmen der Sanierung das Unternehmen. Um 23.59 Uhr in der Nacht von Freitag auf Samstag lief sein offizielles Mandat endgültig aus.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die, dass die Agentur ihre Insolvenz überstanden hat. Mit der Unterschrift des Insolvenzverwalters Christian Köhler-Ma am Samstag ging die ddp an den bayerischen Finanzinvestor Arques. In der vergangenen Woche wurde jedem festangestellten Mitarbeiter ein neuer Vertrag vorgelegt. Inklusive zwei Tagen Bedenkzeit. Um den Verkauf an Arques vollziehen zu können, mussten sich mindestens 105 ddpler für einen neuen Vertrag entscheiden. Andernfalls wäre die Übernahme geplatzt. So wollte es eine Betriebsvereinbarung, die im Rahmen des Insolvenzverfahrens getroffen wurde. Noch am Freitagnachmittag war nicht sicher, wie die Mehrheit der Belegschaft stimmen würde. „Man geht davon aus, dass es klappt, aber sicher ist noch nichts“, meinte Betriebsrat Leifheit am Mittag. Es zeichnete sich eine Hängepartie ab. Erst am frühen Abend gab es grünes Licht: Der Insolvenzverwalter werde am Samstag das Verkaufsdokument unterschreiben. Der neue Name der Agentur lautet: ddp Deutscher Depeschendienst GmbH. Zum Kaufpreis machten beide Parteien keine Angaben. Es ist aber zu vermuten, dass der Preis nicht allzu hoch ist.

Von den 153 festen Redakteuren werden 105 übernommen. Die übrigen Redakteure sammeln sich in einer so genannten Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft. Auch dies eine Bedingung, die im Rahmen des Insolvenzverfahrens ausgehandelt wurde. In dieser Auffanggesellschaft bleibt den Ex-ddp-lern sechs Monate Zeit, um sich fortzubilden. Nach Auskunft einer Sprecherin des Investors Arques soll die ddp genauso weitergeführt werden wie bisher. Es gehe darum, „Einsparungspotenziale aufzuspüren“, so die Sprecherin weiter. Ein Teil der Suche war schon erfolgreich: Die verbliebenen Mitarbeiter verzichten bis März 2005 auf etwa 20 Prozent ihres Gehalts. Die strategische Ausrichtung der Agentur bleibe im Grundsatz unverändert. Man strebt allerdings eine weitere Internationalisierung der Vertriebswege an. Ein erster Schritt auf diesem Weg ist, die Schlagworte der Tickermeldungen auch in englische Sprache zu liefern. Einen erfahrenen Medienmanager, der künftig die Geschicke bei der ddp lenken soll, will Arques in dieser Woche präsentieren. Inwiefern die gleiche Leistung mit weniger Personal erreicht werden kann, ist noch offen. MICHAEL LÜNSTROTH