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Archiv-Artikel

Vom Thema angeschrien

Youghi Pagh Paan hat den ersten Kongress des Ateliers Neue Musik der Hochschule für Künste organisiert. Zwar wird „Ars (in)humana?“ keine Antworten auf seine Frage geben können – aber darauf kommt es auch nicht an

Von bes

Für Pragmatiker wird das nix. Dass der erste Kongress des Ateliers Neue Musik in der Hochschule für Künste Antworten fände, ist unwahrscheinlich.„Ars (in)humana?“, derart gedrängt stellt die zweitägige Veranstaltung eine, nein die Grundfrage „zur Position des Menschen in den Künsten unserer Zeit“.

Hop oder top, human oder inhuman – nein, so einfach geht’s nicht, selbst in neun Vorträgen und zwei Konzerten nicht, bei denen es zu immerhin zwei Uraufführungen kommt: Das Ensemble des Ateliers Neue Musik wird am Sonntag das noch tintenfrische Opus „Annotationes“ des Spaniers José Luis Delas aus der Taufe heben, ebenso wie „Anti“ – ein Stück, das, wie Komponist Joachim Heintz erklärt, aus der „Wut über die angekündigte Ungeheuerlichkeit des Irak-Krieges“ geboren ist. Ein humaner Standpunkt? „Ich komponiere nicht, um ein besserer Mensch zu sein“, braust Heintz auf. „Gutmenschentum ekelt mich an.“

Eine kleine Sensation: die zweite Interpretation von Klaus Hubers „Die Seele muss vom Reittier steigen…“. „Ein Meisterwerk“, wie die wichtigen Feuilletons anlässlich der Uraufführung bei den Donaueschinger Musiktagen 2002 unisono urteilte. Keine leichte Übung: Es kommt zu Sechsteltönen und anderen Ambivalenzen – auch in dieser doch so klar politisch engagierten Komposition. „Wir werden es schaffen“, so Christian Hommel, der die HfK-Aufführung dirigiert.

Den zu erwartenden Mangel an Antworten müssen die Veranstalter billigend in Kauf genommen haben: Eindeutigkeit kann es in der Musik kaum geben, das lässt sich schon im „Zauberberg“ nachlesen. Und Settembrinis aufklärerischer Vorbehalt gilt auch für jene Tonkunst, die sich mit dem Adjektiv „neu“ schmückt. Falsch oder richtig, das ist nicht so wichtig. Auf die Frage kommt es an. Die, so bekennt Kompositions-Professorin und Initiatorin des Kongresses Youghi Pagh Paan, habe sie regelrecht „angeschrien: nehmt doch mich als Thema“.

Ein reiches Sujet. Und in Kooperation mit der Freiburger Gesellschaft für Musik und Ästhetik hat man Referenten gefunden, die es in sehr unterschiedliche Motive und Teilaspekte zerlegen: Der französische Komponist Mark André spricht zu „Musik und Metaphysik“, „Eine Strukturtheorie der ästhetischen Erfahrung als Basisdisziplin der Soziologie“ entwickelt der Musiksoziologe Ferdinand Zehentreiter. Und zum Finale der Wortbeiträge stellen sich der Musikwissenschaftler Nicolas Schalz und der Kunsthistoriker Peter Rautmann gemeinsam der Frage, ob „der Zusammenhang von Kultur und Barbarei unauflöslich“ ist. Vielleicht führt die zu einem entschiedenen Ja. bes

Kongress: Samstag ab 11, Sonntag ab 10 Uhr, HfK, Dechanatsstr. 13, KammermusiksaalKonzerte: Sa, 20 Uhr, Galerie Rabus, Plantage 13; So, 18 Uhr, HfK, Konzertsaal