: Kinder für Reiche
Renate Schmidt plant hohes Elterngeld für ein Jahr
BERLIN taz ■ Deutschland braucht mehr Lust auf Babys, findet Familienministerin Renate Schmidt (SPD). Jetzt stellte sie ihre neueste Strategie vor: Bis 2006 will sie ein Gesetz für ein Elterngeld nach schwedischem Vorbild entwerfen. Es soll „Paare ermutigen, ihre Kinderwünsche umzusetzen“, so die Ministerin.
Die Idee: Wer ein Kind erzieht, erhält ein Jahr lang einen großen Teil des vorherigen Einkommens als Lohnersatz vom Staat. Das soll vor allem Gutverdienende veranlassen, eine Familie zu gründen. „Das Elterngeld soll Frauen zudem anregen, schnell ins Erwerbsleben zurückzukehren“, sagt die Ministerin. Noch zahlt der Staat drei Jahre lang Erziehungsgeld – allerdings höchstens 300 Euro pro Monat.
Dass Schmidt die Neuregelung erst im Wahlkampfjahr 2006 angehen will, begründet sie mit den derzeit schlechten Bedingungen. Zunächst müssten mehr Kitas geschaffen werden, sagte Schmidt. Erst dann könne sie Mutter oder Vater eines Einjährigen zumuten zu arbeiten.
Michael Rogowski, Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie, befürwortet ein auf ein Jahr befristetes Elterngeld. Je länger eine Mutter zu Hause bleibe, desto seltener gelinge ihr der Wiedereinstieg. Die Wirtschaftsführer verweisen auf die Statistik: Im Westen Deutschlands kehren mehr als 40 Prozent der Mütter jahrelang nicht auf ihren Arbeitsplatz zurück.
Maria Eichhorn hingegen, familienpolitische Sprecherin der Unions-Bundestagsfraktion, findet die Idee unannehmbar. Sie schränke „die Freiheit der Familien massiv ein“.
COSIMA SCHMITT
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