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Archiv-Artikel

Aldi oder Bio? Billig oder beides?

Am 18. November eröffnet in der Neustadt ein Bio-Supermarkt mit großem Sortiment. 69 Cent soll der Liter Bio-Milch kosten. Discounter und Bio-Läden in der direkten Umgebung fürchten jedoch kaum die neue Konkurrenz – jeder setzt auf sein Klientel

bremen taz ■ In einer Woche öffnet das ehemalige Aldi-Geschäft am Kirchweg 204/208 wieder seine Türen. Allerdings nicht mit dem klassischen Discounter-Angebot, sondern mit Bio-Produkten. Georg Appel ist Inhaber der Kette „Ökomarkt Naturkost“, suchte etwa drei Jahre nach einem Standort in Bremen. Mit der Aldi-Adresse fand er die passende Immobilie.

Bisher hat er zwei kleinere Läden in Ottersberg und Sottrum, und vor allem nach Ottersberg kamen immer wieder Kunden aus der Stadt Bremen. Appels 1992 in Sottrum eröffneter erster Bio-Markt war mit 160 Quadratmetern noch relativ klein, der Laden in Ottersberg erstreckt sich auf immerhin 425 Quadratmeter. Die Bremer Filiale soll nun in einer ganz anderen Liga spielen, ist größer als die beiden anderen zusammen: Ab dem 18. November gibt es auf 750 Quadratmetern knapp 7.000 Artikel zu kaufen. Die Preise liegen über denen der Discounter, aber etwa zehn Prozent unter denen der traditionellen kleinen Bioläden.

Appel kalkuliert den kleinen Unterschied ganz klassisch: „Auf der großen Ladenfläche können die einzelnen Mitarbeiter effektiver arbeiten, so dass unser Personalkostenanteil ziemlich gering ist. Deshalb können wir es uns leisten, etwas weniger Prozente auf die Produktpreise aufzuschlagen. Außerdem haben wir Platz für ein sehr großes Sortiment aus normalen Bioprodukten und Premium-Artikeln.“

Bei den Discountern in der Nähe ist noch keine Sorge um den Umsatz zu spüren: „Konkurrenz gibt es immer. Wir werden erstmal sehen, wie sich das entwickelt. Aber wir haben schon viele Bio-Produkte im Angebot, und die grundsätzlichen Sortiment-Entscheidungen kommen sowieso aus der Zentrale“, sagt Steven Greten, Leiter des „Extra“-Marktes. Auch Oliver Gufler, Chef des nahegelegenen Aldi, fürchtet keine Konkurrenz: „Letztlich entscheidet der Geldbeutel. Die Leute kaufen vielleicht einige Bio-Produkte, Obst zum Beispiel. Aber die wenigsten können es bezahlen, sich komplett von Bio-Produkten zu ernähren“, glaubt er. Deshalb wird der Aldi auch nicht sein sehr kleines Bio-Sortiment erweitern.

Thilo Bunte vom ebenfalls nahegelegenen Bio-Genossenschaftsladen „Oecotop“ setzt hingegen voll auf Bio-Produkte und glaubt, „dass dieser Supermarkt ein ernstzunehmender Mitbewerber ist, der bestimmt einiges anbieten kann, was wir nicht haben.“ Er setzt auf seine Stammkunden: In seinem Laden wird ein monatlicher Mitgliedsbeitrag fällig und nur diese Mitglieder können hier einkaufen – „dafür sparen sie etwa 30 Prozent gegenüber anderen Naturkostläden“, so Bunte.

Die sehr günstigen Discounter-Preise der großen Ketten erklärt Bunte folgendermaßen: „Produkte wie Milch und Butter verkaufen diese Märkte fast zum Einkaufspreis. Wir hingegen schlagen auf alle Artikel gleich viel auf – da wird dann zum Beispiel die Butter teurer, Joghurt ist damit aber recht günstig.“ Mit 4.000 Produkten auf 200 Quadratmetern hat das „Oecotop“ zwar ein kleineres Sortiment als der geplante Bio-Supermarkt, will sich aber stets um die Erfüllung von Spezialwünschen seiner Kunden bemühen.

Die Neustädter müssen sich also nur noch entscheiden, wo und zu welchem Preis sie beispielsweise frische Milch kaufen wollen: Im klassischen Discounter Aldi bekommt man den Liter ab 49 Cent, 69 Cent kostet er im neuen Bio-Supermarkt, ab 79 Cent gibt es Bio-Milch im Extra-Markt und im mitgliedsorientierten Oecotop kostet der Liter Milch 90 Cent. Ulrike Schröder