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Archiv-Artikel

Fluppe aus – Plakate runter

Werbeplakate für Zigaretten sollen verboten werden. Tabakindustrie verstößt gegen Selbstverpflichtung

BERLIN taz ■ Das Bundesgesundheitsministerium will Plakat- und Internetwerbung für Tabakprodukte verbieten. Das geht aus einem Entwurf des Aktionsprogramms Tabakprävention hervor, der der taz vorliegt.

In dem Entwurf heißt es: „Die bestehende Plakatwerbung für Tabakprodukte in der Öffentlichkeit hat eine nicht zu unterschätzende Bedeutung auf das Rauchverhalten von Kindern und Jugendlichen.“ Zurzeit existiert eine Selbstverpflichtung der Tabakindustrie, nach der zum Beispiel keine Bilder von Jugendlichen in der Zigarettenwerbung gezeigt werden dürfen. Diese freiwillige Selbstbeschränkung wird dauernd umgangen – Anlass für häufige Bürgerbeschwerden. Deshalb will das Gesundheitsministerium nun ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringen.

Johnnes Spatz von der Lobbygruppe „Forum Rauchfrei“ in Berlin hat allerdings Bedenken, ob dieser Passus in der endgültigen Version des Aktionsprogramms noch zu lesen sein wird. „Tabakwerbung lässt sich in Deutschland nicht ohne Konflikte mit der Tabakindustrie unterbinden“, sagt Spatz. Er befürchtet, dass der bislang noch unveröffentlichte Entwurf erst mit der Tabakindustrie abgesprochen wird. „Wenn die Industrie da nicht mitspielt, wird das in der endgültigen Version des Aktionsprogramms auch nicht drinstehen“, sagte Spatz.

Im Büro der Drogenbeauftragten Marion Caspers-Merk möchte man „über ungelegte Eier nicht sprechen“. Der Entwurf sei den einzelnen Ressorts zur Abstimmung vorgelegt worden. Danach geht das Papier in den Drogen- und Suchtrat der Bundesregierung.

1999 steckte die Tabakindustrie in Deutschland mit 118 Millionen Euro rund 40 Prozent ihres Werbeetats in die Plakatwerbung. Neuere Zahlen gibt es nicht.„Es ist aber zu vermuten, dass sich da nicht viel geändert hat“, sagte Christa Merfert-Diete von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Die Industrie habe offenbar keine Lust mehr ihre Werbeausgaben mit den Ausgaben zur Suchtprävention verglichen zu wissen.

„Sollte sich ein Plakatverbot durchsetzen, werden wir uns selbstverständlich daran halten“, sagte Rainer Stubenvoll von British American Tabacco. Einem möglichen Verbot der Internetwerbung sieht Stubenvoll gelassen entgegen: „Onlinewerbung spielt für uns eigentlich überhaupt keine Rolle.“

Egal ob der Entwurf für ein Aktionsprogramm Tabakprävention umgesetzt wird oder nicht: Im Juli 2005 tritt eine EU-Richtlinie in Kraft, die grenzüberschreitende Werbung verbietet. Dazu gehört auch Internetwerbung. Die Konzerne haben sich auf ein solches Verbot der Internetwerbung bereits eingestellt.

PHILIPP DUDEK