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„Herr Homm darf nicht hineinregieren“

Interview mit Reinhard Rauball, dem designierten Präsidenten des angeschlagenen Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund über den angestrebten Stadionverkauf, sein Verhältnis zu Vorgänger Niebaum und die Sorge um die Lizenz

taz: Herr Dr. Rauball, erhält Borussia Dortmund für die kommende Spielzeit die Lizenz?

Reinhard Rauball: Die Frage der Lizenzerteilung steht immer erst zum 15. März an. Ich glaube, dass bis zu dem Zeitpunkt von der Geschäftsführung ein ganz wichtiges Thema erledigt werden muss, nämlich die Frage des Stadionrückkaufs.

Wie ist der Stand?

Da laufen parallele Gespräche, die noch nicht kommentiert werden können, jedenfalls nicht von meiner Seite. Ich bin in die Gespräche nicht involviert, aber ich werde informiert.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Dr. Gerd Niebaum?

Wir haben zwei Jahre, von 1984 bis 86, gemeinsam sehr gut im Präsidium zusammengearbeitet. Als er dann mein Nachfolger als Präsident wurde, hat er mir einen Sitz im Wirtschaftsrat angeboten. Das habe ich abgelehnt, weil ich grundsätzlich kein Freund solcher Lösungen bin. Danach war der dienstliche Kontakt auf Dauer unterbrochen. Wir haben, was Borussia angeht, keine Diskussions- und Berührungspunkte mehr gehabt.

Und Michael Meier?

Zu ihm habe ich in den letzten Jahren ein sportliches Verhältnis entwickelt. Wir haben zusammen Tennis gespielt und dabei die Gelegenheit gehabt, das ein oder andere zu diskutieren.

Muss der BVB im Winter Spieler abgeben?

Ich schließe weder aus, dass wir uns in der Winterpause von Spielern trennen, noch dass wir welche hinzuholen. Fest stehen zwei Dinge: Der Verein ist finanziell nicht in der Situation, beliebig auf dem Transfermarkt zu agieren, auch nicht im niederpreisigen Bereich. Und zweitens: Wir haben eine kolossal dünne Spielerdecke, bedingt durch Verletzungen. Dadurch begrenzt sich das Volumen, Spieler abzugeben, automatisch.

Trainer Bert van Marwijk würde gerne seinen Schwiegersohn Mark van Bommel in Dortmund sehen.

Das Thema wird derzeit unrealististisch diskutiert. Eine Fremdfinanzierung durch Sponsoren ist über die Zeitungen mal an uns herangetragen worden. Ich habe mit Herrn Homm danach mal telefoniert. Er hat gesagt, er hält das für eine gute Idee. Aber mehr als das Stadium „gute Idee“ sei nicht erreicht. Es gibt keine Zusage seitens der Sponsoren, die da erwähnt worden sind. Es wird auch nicht vollständig die Problematik aufbereitet, weil es nicht nur um die Ablöse für die Dauer von sechs Monaten geht, sondern es muss auch ein durchaus nicht kleines Spielergehalt im Budget verkraftet werden. Das ist nach derzeitigem Stand und nach dem vorgelegten Restrukturierungsprogramm der Geschäftsführung ausgeschlossen.

Sie haben Florian Homm erwähnt, von dem niemand genau weiß, warum er in den BVB 25 Millionen Euro investiert hat.

Das fragen Sie ihn am besten selbst. Wir haben geschäftlich gesehen ein sehr ordentliches Verhältnis und sprechen am Telefon die Dinge an, die anzusprechen sind. Herr Homm ist mit seiner Gesellschaft größter Aktionär, der BVB ist zweitgrößter. Da empfiehlt es sich, bestimmte Abstimmungsgespräche zu führen.

Worüber sprechen Sie?

Herr Homm hat inzwischen eingesehen, dass er in die Belange des Vereins nicht hineinregieren darf. Das war am Anfang anders. Der Verein ist auch in personeller Hinsicht ganz klar derjenige, der das alleinige Sagen hat, und daran wird Herr Homm sich halten. Das hat er mir versprochen und auch schriftlich dokumentiert. Am Anfang hatte er mal die Vorstellung, dass ein weiterer Geschäftsführer eingeführt wird, und dass er zwei oder sogar drei Sitze im Beirat des Vereins haben wollte. Das sind Dinge, die inzwischen von den Kompetenzen her ganz klar abgegrenzt sind.

Bleibt der Einfluss auf die Kommanditgesellschaft.

Die KGaA ist die Kapitalseite, da kann er beispielsweise Ansprüche erheben auf zumindest einen Sitz im Aufsichtsrat. Das ist völlig legitim.

Gibt es Überlegungen, die Geschäftsführung auszutauschen?

Derzeit nicht. Es ist ja ein Kompromiss gefunden worden. Ich werde Präsident, übernehme den Vorsitz im Präsidialausschuss [bestellt und entlässt die Geschäftsführung; d. Red.] und betreue den sportlichen Bereich. Die Geschäftsführung kann sich damit auf die aktuell sehr schwierigen Fragen der Finanzen und der Konsolidierung konzentrieren. Diesen Kompromiss habe ich auch deswegen mitgetragen, weil ich weiß, dass es derzeit sehr weit fortgeschrittene Gespräche gibt im Bereich des Stadionrückkaufs. Das muss zu Ende gemacht werden. Wenn man jetzt wechseln würde, wären die Vertragspartner verunsichert. Man wechselt nicht die Pferde in einem reißenden Fluss.

Wie lange wollen Sie im Amt bleiben?

Zunächst einmal für zwei Jahre. Was dann kommt, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. INTERVIEW: MARCUS BARK

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