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Archiv-Artikel

Rock

Jungrocker auf der Probebühne: Oft mehr Frisur als Musik. Die Kings Of Leon spielten im ColumbiaFritz

Die Meute grölte schon ein Weilchen, dann endlich war auch der Bass richtig gestimmt und das Spotlight ließ vier perfekt sitzende Kopfmatten im frisch gewaschenem Glanz erstrahlen. Kein Zweifel, die „Kings Of Leon“ waren on stage, oder doch besser: on the Probebühne. Denn was die umjubelten Jungrocker aus Tennessee am Dienstag im ColumbiaFritz hinlegten, erinnerte eher an einen Vortragsabend von Meisterschülern und dauerte alles in allem noch nicht einmal eine Übungsstunde lang.

Dabei war das Publikum definitiv zur Ekstase bereit und im Zuge jener Anfangseuphorie kam auch der erste Song ganz schön ins Rollen. Nach „Red Morning Light“ hatte man sich in den vorderen Reihen begeistert eingesprungen und die Frisur gelüftet, wenn auch die durchschnittliche Haarlänge beim Berliner Fanblock lange nicht an die von der Band vorgegebene Zehn-Zentimeter-Marke heranreichte. Umso peinlicher, dass Frontbruder Caleb Followill die ganzen zwölf kurzen Songs über nicht allein damit beschäftigt war, permanent seine Gitarre zu checken, sondern immer wieder seine Mähne zurechtzupfte.

Irgendwie lief da was schief bei diesem Testlauf von einem richtigen „Kings Of Leon“-Konzert, hatte man den Eindruck, obwohl sie ihr großartiges Album durchaus mit dem richtigen Tempo und Rhythmusgefühl runterschrammelten. Doch konnte sich der einzig wahre Rocker auf der Bühne, Bruder Jared am Bass, mit seinen 16 Jahren noch so charmant und energisch ins Zeug legen, die potenzierte Energie, die von der Bühne ausging, wollte einfach nicht recht in die Beine gehen. Erst bei „California Waiting“ putschte sich das Publikum noch einmal hoch. Auf dem Heimweg schließlich die totale Ernüchterung: Die röhrende Schar von Motörhead-Fans, die mit hochroten Köpfen und klitschnassen Haaren zeitgleich den U-Bahnhof stürmt, machte mehr als neidisch. PAMELA JAHN