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Archiv-Artikel

Nazis unerwünscht

Knapp 1.000 Menschen demonstrieren gegen Jürgen Riegers „Heisehof“. Bürgermeister rät dem bekannten Neonazi-Anwalt: „Verlassen Sie Dörverden“

An die 1.000 Menschen haben gestern mit einem „Sonntags-Spaziergang“ gegen das geplante Neonazi-Zentrum im „Heisenhof“ in Dörverden demonstriert. „Die Angst, dass Jürgen Rieger hier ein Nazizentrum aufbaut, ist in der Gemeinde sehr groß“, erklärt Michael Müller vom Veranstaltungskreis, dem alle Parteien und Gewerkschaften und fast jeder örtliche Verein angehören.

Von der Evangelischen Kirche aus ist der Demonstrationszug zu dem etwas außerhalb des Ortes liegenden ehemaligen Bundeswehrgelände gezogen, das Neonazi-Anwalt Rieger vor Monaten erworben hat. „Wir wollen kein Nazizentrum, keine Fruchtbarkeitsforschungsanstalt“, sagt Bürgermeister Rainer Herbst und: „Mit allen rechtsstaatlichen Mitteln wird die Gemeinde diesem Treiben ein Ende setzen.“

Am Zaun des Anwesens steht eine Gruppe von Neonazis. Ihr Versuch, die Kundgebung mit Trillerpfeifen zu stören, gelingt nicht. Auch von den Videokameras in ihren Händen lassen sich die DemonstrantInnen nicht einschüchtern. Stattdessen führt die Polizei den NPD-Aktivisten Matthias Schulz ab. Er hatte das Gelände zum Fotografieren verlassen.

Derweil berichtet Bündnis-Redner Ehler Lohmann über die Vorstrafen jener Neonazis, die regelmäßig auf dem Hof verkehren. „Das sind ja alles Kriminelle“, sagt erschüttert eine ältere Dame. Über Lautsprecher spricht Bürgermeister Herbst Rieger dann persönlich an: „Sie sind hier unerwünscht. Geben Sie den Heisenhof auf und verlassen Sie Dörverden.“

Die Ankündigung der Behörden, jede Baumaßnahme und Wohnnutzung genau zu überprüfen, beeindruckt den indes bislang nur wenig. Drei Neonazis haben auf dem Gelände ihren Wohnsitz angemeldet. Den Verdener Nachrichten zufolge soll Rieger bereits nach Feldbetten gefragt haben. Auch nach den Kosten einer Kläranlage für „8 bis 200 Personen“ soll er sich erkundigt haben.

Der „Heisenhof“, bestätigt der niedersächsische Verfassungsschutz, könnte das Zusammenwirken der NPD und der Freien Kameradschaften verstärken. „Wir wissen, dass Jürgen Rieger in Hamburg vor der NPD aufgetreten ist“, sagt ein Verfassungsschutzsprecher. Und weiter: „Diese Rede ist auch von den freien Kameradschaften sehr positiv aufgegriffen worden.“Andreas Speit/epd