: Medien für Medien
Mit „Berliner Journalisten“, „Cover“ und „V.i.S.d.P.“ buhlen gleich drei neue Magazine um spezielle Leser: Journalisten. Das Trio im taz-test
Berliner Journalisten
Auflage: 5.000 Stück
Preis: 5 €
Wo zu bekommen? Im Internet unter www.berliner-journalisten.com, vierteljährlich.
Eigener Anspruch: Chefreporter Burkhard Schröder schwebt ein „Magazin für Nestbeschmutzer“ vor. Hier soll stehen, was nirgendwo sonst steht. Exklusive Geschichten sollen das Profil schärfen. In erster Linie als Medienmagazin für die Hauptstadtregion geplant.
Der erste Eindruck: Oh, ist der neue Journalist schon da?
Was steht drin? Titelthema der ersten Ausgabe ist das taufrische Thema „Frauen machen Medien“. Zusätzlich: Ein Interview zum Thema Polit-Talkshows, ein Stück über die Tabloidisierung der Zeitungsbranche und etwas zur Situation der Mediengewerkschaften. Der Pulitzer-Preisträger Karsten Thielker schreibt über seine Fotografien.
Highlight: Exklusiv-Interview mit Martine Franck, Fotografin und Witwe von Henri Cartier-Bresson.
Tiefpunkt: Eine wirre Geschichte über gefälschte Presseausweise, die keine der Fragen, die sie stellt, beantwortet.
Wer braucht das? Alle die, die ihre medienrelevanten Texte nirgendwo anders publizieren können.
Fazit: Die meisten Themen des Heftes hat man schon in anderen Blättern gelesen. Es gibt kaum überraschende Momente und der erste Eindruck (siehe oben) verfestigt sich beim weiteren Durchblättern. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffen noch Universen.
Cover
Auflage: 8.000 Stück
Preis: 5 €
Wo zu bekommen? An größeren Bahnhofs- und Flughafenkiosken und über die Homepage www.covermagazin.de, erscheint vierteljährlich
Eigener Anspruch: Einen medienwissenschaftlichen Blick auf die Branche zu werfen. Der Fokus liegt auf der gesellschaftsrelevanten Seite der Medien, nicht auf der wirtschaftlichen. „Es darf auch mal philosophisch werden“, sagt Chefredakteur Stephan Alexander Weichert. Cover will ein Heft sein, das man sich aufbewahren möchte. Versteht sich als Autorenmagazin.
Der erste Eindruck: Klare Gliederung, lesefreundliches Layout und interessante Autoren.
Was steht drin? Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Thema „Grenzen. Wo endet die Mediengesellschaft?“ Unter anderem äußern sich Bild-Chef Kai Diekmann, Ministerpräsidentin Heide Simonis, Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung und etliche prominente Medienwissenschaftler zu dem Thema.
Highlight: Die enorme Informationsfülle.
Tiefpunkt: Die enorme Informationsfülle.
Wer braucht das? Hauptseminarteilnehmer aller Journalistik- und Publizistikstudiengänge. Alle Journalisten, die über das Tages- und Wochengeschäft hinausdenken wollen. Und alle, die sich detailliert mit Medienthemen auseinander setzen wollen.
Fazit: Vielschichtiges Magazin, für das man viel Zeit braucht. Aber es lohnt sich.
V.i.S.d.P.
Auflage: 40.000 Stück
Preis: 6,90 €
Wo zu beziehen? Im Internet unter www.visdp.de, erscheint zehnmal im Jahr.
Eigener Anspruch: Will wilder, unterhaltsamer und witziger sein als alle Konkurrenten – und „verantwortlich im Sinne des Presserechts“ (V.i.S.d.P.)
Der erste Eindruck: Unsere Abizeitung sah doch ganz ähnlich aus, oder?
Was steht drin? Ein Interview mit Ulrich Kienzle zum Tod seines langjährigen Streitpartners Bodo H. Hauser, eine klassische medienjournalistische Geschichte über die Medienmacht im Lande. Die liegt nach V.i.S.d.P-Informationen bei den Regionalzeitungen. Am Heftende: Etliche Statistiken und Rankings zu den verschiedenen Medienmärkten. Und: Fotostrecken zu Branchenfesten und -treffen.
Highlight: Die Titelgeschichte über die Regionalzeitungen und das Kienzle-Interview.
Tiefpunkt: Das laute, unübersichtliche Layout und die sehr verzichtbaren Fotostrecken der Branchentreffen am Heftende.
Wer braucht das? Tabellen- und Rankingfreunde werden das Heft lieben. Insgesamt ist das Heft eher auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet. Insofern ist es fraglich, ob die angestrebte Zielgruppe der Chefredakteure V.i.S.d.P. liest.
Fazit: Die Wundertüte unter den Medienmagazinen: Viel drin, aber nicht alles ist genießbar. Immerhin: Der Anspruch unterhaltsamer als die Konkurrenz sein zu wollen, wurde umgesetzt. LÜN