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Archiv-Artikel

Sarrazin räumt sein Büro auf

Streikende Studenten besetzen das Büro des Finanzsenators. Der beschimpft die Besetzer rüde und ruft die Polizei zur Räumung. Studenten sind enttäuscht über die mangelnde Dialogbereitschaft

von MEIKE RÖHRIG

Nach Wissenschaftssenator Thomas Flierl erwischte es gestern auch Finanzsenator Thilo Sarrazin: Eine Gruppe von rund 30 streikenden Studenten besetzte gegen 13.20 Uhr sein Büro in der Klosterstraße.

In einer Presseerklärung warfen sie Sarrazin „strategische Rücksichtslosigkeit“ in der Sparpolitik vor. Sie forderten die Rücknahme der den Unis auferlegten Kürzungen sowie Verhandlungen zwischen Studentenvertretern und den verantwortlichen Politikern.

Doch anders als PDS-Senator Flierl, der sich geprächsbereit gezeigt hatte, setzte Sarrazin (SPD) auf Härte: Statt mit den Studenten zu diskutieren, beschimpfte er sie: „Ihr seid doch Arschlöcher“, soll er nach übereinstimmender Angabe mehrerer Besetzer gesagt haben, ehe er die polizeiliche Räumung befahl. Der Senator kommentierte den Vorfall bislang nicht.

Draußen vor dem Gebäude hatten sich rund 100 Studenten versammelt, die die Besetzer mit Blasmusik und Gesang unterstützten: „Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“, skandierten die Protestierer und sorgten mit Trommeln und Tröten für Aufsehen.

„Ich finde das richtig“, kommentierte ein Passant. „Die sollen dem ruhig mal ein bisschen Feuer unterm Arsch machen.“

Der Senator sah das anders und stellte den Besetzern über seine Staatssekretärin ein Ultimatum, das Büro binnen 15 Minuten freiwillig zu verlassen.

Da die Studenten seine Amtsräume nicht freigaben, begann die Polizei gegen Viertel vor vier mit der Räumung. Und war beim Wegtragen der friedlichen Besetzer nicht zimperlich: Einige wurden regelrecht aus dem ersten Stock die Teppe hinuntergeschleift. Eine Studentin weinte. Von allen wurden die Personalien aufgenommen. Ihnen droht nun eine Strafanzeige.

„Wir sind enttäuscht“, so eine Besetzerin. „Sarrazin war absolut kompromisslos. Er hat sich nicht mal fünf Minuten Zeit für uns genommen.“ Dennoch wollen sich die Studenten nach der heutigen Aktion nicht geschlagen geben, im Gegenteil: „Wir wollen immer unbequemer werden. Mal sehen, wer den längeren Atem hat“, sagt ein Aktivist. Mal sehen, welcher Politiker als Nächstes unangemeldeten Besuch bekommt.