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Archiv-Artikel

Rätseln um Arafats Todesursache

Frankreich lehnt Bitte der Palästinenserregierung ab, Arafats Krankenakte ohne Zustimmung der Familie weiterzuleiten. Al-Aksa-Brigaden offen gegen Abu Masen

BERLIN taz/afp ■ Die französische Regierung hat das Gesuch des palästinensischen Ministerpräsidenten Ahmed Kurei abgelehnt, ihm den Bericht der Ärzte über die Todesursache Jassir Arafats zu übermitteln. Nach französischem Recht hätten nur die engsten Verwandten eines Verstorbenen das Recht, diese Informationen anzufordern, sagte Frankreichs Außenminister Michel Barnier im Radio.

Das Gesuch Kureis auf Einsicht in die Krankenakte war Folge hartnäckiger Gerüchte in der arabischen Welt, Arafat sei vom israelischen Geheimdienst vergiftet worden. Barnier verwies auf eine Erklärung seines palästinensischen Kollegen Nabil Schaath, laut der „diese Vergiftungsthese nicht trägt“. Bis heute ist indes unklar, woran Arafat am vergangenen Donnerstag nach mehrtägigem Koma starb.

PLO-Chef Mahmud Abbas (Abu Masen) führte in Gaza unterdessen Gespräche mit mehreren palästinensischen Organisationen über einen Gewaltverzicht vor der Präsidentenwahl am 9. Januar. Im Gespräch ist auch die Bildung einer „vereinten Führung“ unter Einschluss der militanten Organisationen Hamas und Islamischer Dschihad. Sowohl Hamas als auch der Dschihad erklärten die Präsidentschaftswahl gestern für „illegal“ und lehnten eine Beteiligung ab. Auf eine Kandidatur bei der Wahl verzichtete gestern auch der frühere Sicherheitschef Mohammed Dahlan. Zugleich sprach er sich für eine Wahl von Abbas aus. Neben Abbas hat bislang nur der in Israel inhaftierte Politiker Marwan Barghuti seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. Die Al-Aksa-Brigaden bekundeten gestern ihre Unterstützung für eine Kandidatur Barghutis und lehnten die Wahl Abu Masens ab.

Die israelische Regierung versicherte den Palästinensern, dass sie die Wahlen unterstützen werde. Die 200.000 in Jerusalem lebenden Palästinenser könnten sich per Briefwahl beteiligen, sagte Außenminister Silvan Schalom.

Eine Debatte um einen möglichen Einsatz der Nato im Gaza-Streifen hat Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer angeregt. In einem Gespräch mit der Financial Times bezeichnete er es als wichtig, diese Debatte vor einer möglichen offiziellen Anfrage an die Nato zu führen.