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Alle Seiten sind enttäuscht

Musikalisch glänzt er, trotzdem soll der vor zwei Jahren mit großen Erwartungen engagierte Generalmusikdirektor Lawrence Renes aus Bremen weg. Der Dirigent selbst vermisst „Respekt“

Bei Günter Neuhold, Bremer Genralmusikdirektor von 1997 bis 2002, hat es immerhin einige Jahre bis zum Zerwürfnis gedauert. Mit Lawrence Renes, dessen Engagement hauptsächlich durch den damaligen Kultursenator Kuno Böse zustande kam, ist die Situation schon nach zwei Jahren eskaliert: Die vier Gesellschafter der Bremer Philharmoniker GmbH wollen Renes Vertrag über 2007 nicht verlängern – und ihn am liebsten schon vorher loswerden.

Die Träger des ehemaligen Staatsorchesters, also Kulturbehörde, Bremer Theater, das Orchester selbst und die Philharmonische Gesellschaft geben verschiedene Gründe für ihre Haltung an: Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann moniert: „Renes ist nicht oft genug in Bremen.“ Für die Philharmonische Gesellschaft bestätigt deren Vorsitzender Peter Schulze: „Im Programmbeirat der Gesellschaft erscheint er nie.“ Das Theater erwartet mehr Dirigiereinsatz in der Oper sowie eine intensivere Beteiligung an den Opernvorbereitungen. Die Sprecher des Orchesters hingegen möchten die Gründe für ihre ablehnende Haltung nicht öffentlich bekannt geben, wie Personalrat Gregor Daul erklärt.

Fakt ist, dass der 32-jährige Niederländer Lawrence Renes den Qualitätsaufschwung des Orchesters, der mit Günter Neuhold so überzeugend begonnen hat, rein musikalisch mit Intensität und Erfolg weiterbetrieben hat. Christian Kötter, Orchesterdirektor und Geschäftsführer der GmbH, möchte sich zu seinem Ko-Geschäftsführer Renes nicht äußern – ist aber zu Recht der Meinung, dass man sich entscheiden müsse: Entweder könne man einen „Star“ haben, der allerdings noch viele andere Dinge in der Welt dirigiere (und damit ja auch den Namen Bremen hinaustrage) – oder aber einen Kapellmeister, der Tag und Nacht da ist. In der Tat wird man beides nicht unter einen Hut bringen können, und so gab es in diesem Fall nur „enttäuschte Erwartungen“, wie Intendant Pierwoß formuliert. Renes jedenfalls ignoriere seine Vertragsverpflichtungen.

Der Dirigent seinerseits vermisst „den Respekt für meine Arbeit.“ Offenbar bestehen verschiedene Auffassungen über die Auslegung seines Vertrages. Renes: „Ich bin absolut traurig, dass man nicht bereit ist, Probleme zu lösen.“ Er habe sich um die Stelle gar nicht selbst beworben und auf Anfrage von Kulturstaatsrätin Motschmann gesagt, er könne in Bremen 16 Wochen zur Verfügung stehen.

sDas jedoch sei im Vertrag so nicht formuliert, erklärt Helge Christoph Rehders, Sprecher der Kulturbehörde. Angesichts der drei in Personalunion verbundenen Funktionen – Generalmusikdirektor, Operndirektor und künstlerischer Geschäftsführer der Orchester GmbH – erscheint eine Jahrespräsenz von lediglich 16 Wochen auch kaum als ausreichend.

Schon jetzt ist klar: Der Schaden, den die neue Gesellschaft sich mit dieser für sie offenbar unumgänglichen Entscheidung zufügt, ist erheblich. Denn wenn sich die Bremer GMD-Position als Schleudersitz für ehrgeizige Dirigenten erweist, wird sich das herumsprechen.

Ute Schalz-Laurenze