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Archiv-Artikel

Arme wilde Nachwuchskünstler

Das Gröpelinger Kinderatelier Moku steht vor dem Aus. Wie sinnvoll die Einrichtung ist, haben eben erst Wissenschaftler der Bremer Universität in einer Langzeitstudie herausgefunden. Die künstlerische Arbeit stärkt das Selbstvertrauen der Kinder

Durch Kunst Probleme lösen lernen: Ein wichtiger Faktor für Gröpelingen

Spritzer und Linien aus bunter Farbe ziehen sich kreuz und quer über den weißen Untergrund. Ein echter Pollock? Nein, das Bild wurde von der zwölfjährigen Monia gemalt. Vom Altmeister des abstrakten Expressionismus hat die Gröpelinger Göre immerhin die Arbeitsweise übernommen. „Das war ganz schön wild“, erzählt sie. „Da ist viel Farbe auf dem Boden gelandet.“

Monia kommt regelmäßig in das Kinderatelier für Moderne Kunst – kurz: Moku. Dort kann sie zusammen mit anderen Gröpelinger Kids zwischen 3 und 13 Jahren nach Herzenslust malen, Tonfigürchen formen oder Speckstein behauen – kostenlos und ohne Leistungsdruck oder familiärem Stress. Das Atelier scheint gut in den Stadtteil integriert. Ungefähr 400 Kinder haben die 2,5-Zimmer Wohnung in der Dirschauerstraße, die als Werkstatt herhalten muss, schon besucht.

Die Kunstpädagogin Aurea von Franckenberg hat das Moku vor drei Jahren mit dem Ziel gegründet, das Kunstverständnis von Kindern vor allem aus sozial schwachen Familien zu fördern. Die blonde Endzwanzigerin ist von ihren Schützlingen begeistert. „Kleine Kinder haben eine natürliche Kreativität und sind noch total frei in ihrem Umgang mit Kunst,“ erklärt sie.

Das Leistungsdenken des traditionellen Kunstunterrichts in der Schule würde diese Gabe allerdings zerstören. „Bei Schulkindern haben wir oft das Problem, dass sie bei Schwierigkeiten sofort aufgeben wollen“, bemerkt Franckenberg.

Im Moku ermutigt sie die Kinder deshalb immer wieder, sich auf unbequeme Bildformate oder längere Arbeitsprozesse einzulassen. Sie sollen so den wichtigen Schritt vom Basteln hin zur ernsthaften künstlerischen Arbeit vollziehen. Auch um die eigene Persönlichkeit zu entfalten.

Das Kinderatelier hat mit seiner Arbeit anscheinend Erfolg. Ein Jahr lang hat das Institut für Kulturforschung und Bildung der Universität Bremen die Arbeit des Moku begleitet. Die dabei entstandene Studie attestiert der Initiative einen positiven Einfluss auf die Gröpelinger Stadtteilkultur.

„In Bremen gibt es keine vergleichbare Initiative, die mit Kindern und Jugendlichen kostenlos so kreative und freigeistige Arbeit macht“, betont Lutz Liffers vom Gröpelinger Forschungsprojekt Bildung und Stadt, das dem Uni-Institut angeschlossen ist. „Wir sehen hier eine Gruppe von Kindern heranwachsen, die später selbstbewusst und phantasievoll Probleme lösen können.“ Dies sei ein Gewinn für den Bremer Stadtteil, der mit schweren sozialen Problemen wie Armut und Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Daher sei es aus der Sicht des Forschungsprojekts sehr empfehlenswert, das Moku zu erhalten.

Doch gerade dieser Fortbestand des Kinderateliers ist ungewiss. Das Moku trägt sich vor allem über BSHG-19-Stellen. Die seien, laut Aurea Franckenberg, zwar beantragt, aber noch nicht bewilligt. Ohne diese Stellen dürften jedoch keine zusätzlichen WIN-Fördermittel bezogen werden, die gut 50 Prozent des Budgets ausmachen.

Das Moku bemüht sich jetzt, private Stifter zu finden, um den möglichen Ausfall der BSHG-19 Stellen aufzufangen. Mindestens 40.000 Euro werden benötigt, um die Arbeit für das nächste Jahr zu sichern. Wenn dies nicht gelingt, müssen die Gröpelinger Knirpse Ende Januar 2004 den Pinsel abgeben.

Tim Ackermann

Kinderatelier Moku: Dirschauerstr. 7, Dienstag & Mittwoch, 14 – 17.30 Uhr montags: Grundschule am Halmerweg 14 – 16.30 Uhr Kontakt über: Kultur vor Ort, Liegnitzstr. 63, 28237 Bremen, Tel. 0421-6197727