End-to-End: Zwei Tage dauert das 1. Hamburger Graffiti-Filmfest im 3001 : Von Häuser- und Leinwänden
„Aus Notwendigkeit und Langeweile“ geboren sei der Buback Filmclub, schreiben die MacherInnen. Bringt man tagsüber Platten heraus (Beginner, Sitcom Warriors und demnächst Ja König Ja), wird außerhalb der Bürozeiten nach bewegten Bildern gefahndet, „von denen wir wissen, dass sie existieren“, heißt es auf der Buback-Homepage, „von denen wir allerdings auch wissen, dass sie hierzulande wahlweise keinen Verleih finden, Jahre später in lausigen Übersetzungen in die Kinos kommen oder Montag nachts im Privatfernsehen versauern“.
Und wie das Tagesgeschäft immer wieder mit HipHop zu tun hat, so grub auch der Filmclub Streifen aus mit „einem musikalischen Bezug – naturgemäß gerne HipHop in allen Variationen, aber auch Jazz, Reggae und was uns sonst noch gefällt“.
In Zusammenarbeit mit der Redaktion der FSK-Sendung „Wiseup!“ hat der Club jetzt Hamburgs erstes Graffiti-Filmfest ausbaldowert. An zwei Abenden zeigt das 3001-Kino insgesamt sieben Filme zwischen sieben Minuten und klassischer Spielfilmlänge, die als dokumentarische Beschäftigungen mit dem umstrittenen Phänomen durchgehen können.
Dem Filmfest geht es indes nicht um solche politisch und religiös widerständigen Kontexte in diesem oder jenem Jahrhundert. Graffiti ist hier vielmehr eins der Grundelemente von HipHop, eine seit wenigstens 30 Jahren von New York City aus die Welt erobernde subkulturelle Praxis, deren Probleme – Illegalisierung oder auch Eingemeindung in den „anständigen“ Kunstbetrieb – so alt zu sein scheinen wie sie selbst.
Den Anfängen dieser Geschichte setzt der viel zu selten gezeigte Wild Style aus dem Jahr 1982 ein (verspätetes) Denkmal: Vielleicht der klassische HipHop-Streifen überhaupt, tritt darin beinahe die gesamte Old School des Genres und ein ganzer Schwung von Sprayer-Ikonen auf. Vordergründig von einem Plot durchzogen, ist das wie beiläufig eingefangene Bild des ganz und gar unglamourösen Big Apple das eigentlich Faszinierende daran – und koproduziert wurde Charlie Ahearns lange Zeit einziger Film, durchaus kurios, vom ZDF.
Zweiter „Hauptfilm“ – eine Weltpremiere – ist Urban Discipline. Zunächst wird darin die gleichnamige Graffiti-Ausstellung in Hamburg im Sommer 2002 dokumentiert, die etliche zeitgenössische Big Names aus der halben Welt in den abrissgeweihten Hallen der Bavaria-Brauerei versammelte. Zu sehen gibt es, neben den Herausgebern, dem Hamburger Kollektiv Getting Up, auch ansonsten phantomgleich die Öffentlichkeit meidende Figuren wie den Briten Banksy – eine mittelschwere Sensation. Über die teils enorm ansehnlichen Exponate (und deren Entstehung) hinaus sind die vorgebrachten Überlegungen bemerkenswert: etwa darüber, ob Graffiti in die Museen gehört, und was beim Sprung von der Häuser- auf die Leinwand verloren gehen mag.
Gerahmt werden Wild Style und Urban Discipline von bestens beleumundeten kürzeren Beiträgen, darunter Paint The Town Blue, in dem Monika Jaksch (alias Mono) gleich haufenweise relevante HipHop-Vertreter der vergangenen Jahre befragt und beobachtet hat. Alexander Diehl
„Hamburg Metal 2“, „Paint The Town Blue“, „Wild Style“: Donnerstag; „Zombielove Part 1“, „Urban Discipline“, „Hardknocks 5“, „Quality Control“: Freitag, jeweils 21 Uhr, 3001