Harte Hand gegen Antifas

Gegen Aufzug von 170 Neonazis in Treptow haben rund 900 Menschen protestiert. Polizei rückt mit 1.000 Mann an und macht Sitzblockaden platt. Dazu 38 Festnahmen

Gegen den Aufmarsch von 170 Neonazis im Süden Berlins haben am Wochenende rund 900 Menschen protestiert. Nach Angaben der Polizei ist es nicht zu Zwischenfällen zwischen Rechten und Nazigegnern gekommen. Bei den Protestveranstaltungen wurden dennoch 38 Gegendemonstranten vorläufig festgenommen. Die Polizei leitete 23 Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung ein.

Angemeldet hatte die Neonazi-Demonstration die „Berliner Alternative Süd-Ost“, die ihren Schwerpunkt in der Region hat. Der Rechtsextremisten-Aufzug vom U-Bahnhof Rudow in Neukölln bis zum S-Bahnhof Schöneweide in Treptow war von der Polizei kurzfristig umgeleitet worden, da die Gegendemonstranten Vorbereitungen trafen, eine Weiterführung der Nazikundgebung zu verhindern. Dabei wurden Sitzblockaden von den Einsatzkräften unterbunden und zahlreiche Personen festgenommen, nach dem Polizisten mit Steinen und Flaschen beworfen worden sein sollen.

Silvio Kurz, Sprecher der Treptower Antifa, kritisierte sowohl die Anzahl als auch die Strategie der Polizeibeamten. Der Einsatz von zirka 1.000 Beamten sei „unverhältnismässig hoch“ gewesen. Außerdem sei „nicht nachvollziehbar, mit welcher Härte die Polzei gegen die Nazigegner vorgegangen ist“. Friedliche Sitzblockierer seien „regelrecht weggeprügelt“ worden. Polizisten hätten Demonstranten Armbrüche zugefügt.

Am Zwickauer Damm protestierten rund 400 Personen mit Rockmusik gegen den Rechten-Aufzug. Die Polizei hatte dort Räumfahrzeuge und Wasserwerfer aufgefahren. An der Protestkundgebung „Rudow – gegen Rechts“ beteiligten sich rund 100 Personen, 200 besuchten einen „Bunten Markt gegen braune Einheit“. Am Sterndamm versammelten sich ebenfalls rund 200 Menschen zu Klängen von Rock gegen Rechts. Außerdem hatten die SPD Neukölln und andere Organisationen dazu aufgerufen, nach dem Aufzug der Rechtsextremisten symbolisch die Straße zu fegen.

Auf der gesamten Strecke waren immer wieder Protestrufe wie „Nazis raus!“ von aufgebrachten Anwohnern zu hören. Eine Zwischenkundgebung der Neonazis am Rathaus Johannisthal wurde von Trillerpfeifen übertönt. ROLA