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Archiv-Artikel

Qualitätssiegel

Für Wellness

Wellness ist so angesagt wie noch nie. Das Institut für Tourismus und Bäderforschung in Nordeuropa rechnet bei Wellness- und Gesundheitsreisen mit einem Wachstum von 60 Prozent, nur in den nächsten zwei Jahren. Doch wo Wellness draufsteht, ist nicht immer ein gutes Wellness-Angebot drin.

Verbraucher haben es schwer, sich im unübersichtlichen Markt der Wellness-Hotels zu orientieren. Das erkannten auch Anbieter – und ersannen Abhilfe: Gütesiegel sollen seriöse Wellness-Hotels hervorheben. Die Idee ist einleuchtend. Die Umsetzung bringt allerdings nur bedingt Licht in den Wellness-Dschungel. Denn Reiseveranstalter und Hotelketten verleihen ebenso Qualitätssiegel wie der Deutsche Heilbäderverband oder der Deutsche Wellness-Verband.

„Was fehlt, ist ein einheitliches, allgemein anerkanntes und unabhängiges Qualitätssiegel“, urteilt Ulrike Pilz-Kusch, die im Auftrag der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen den Ratgeber „Gesucht: Wellness“ geschrieben hat. Jedes Gütesiegel lege derzeit auf unterschiedliche Dinge wert. Auch seien neutrale Prüfer die Ausnahme. Was fehlt, ist eine klare Definition von Wellness und Überprüfungen durch unabhängige Sachverständige. Doch das ist leider nicht in Sicht.

Einstweilen muss es ohne gehen. „Punkt eins ist auf jeden Fall, dass man sich klar macht, was man überhaupt sucht“, sagt Pilz-Kusch. Soll das Wellness-Hotel nur Entspannung bieten oder auch Bewegung? Sind einem spezielle Anwendungen wichtig, eine gesunde Ernährung oder eine schöne Lage? Idealerweise ermöglicht ein Haus Wellness im Sinne eines ganzheitlichen Gesundheitsprogramms für Körper, Geist und Seele.

„Meist erkennt man schon am Auftritt eines Hotels im Internet oder in seinen Prospekten, ob Wellness im Vordergrund steht oder nur ein Anhängsel ist“, erklärt Pilz-Kusch, die heute Wellness-Unternehmen berät. Wichtig: Wie groß ist der Wellness-Bereich und welche Möglichkeiten bietet er? „Ich empfehle immer, im Hotel anzurufen und alles Wichtige zu erfragen.“ Ihr Tipp: sich unbekannte Begriffe erklären und angebotene Anwendungen genau beschreiben lassen.

Entscheidend ist letztlich die Qualifikation der Therapeuten. Nur ausgebildete Fachkräfte bürgen für Qualität. Nachweise sind daher ein Muss. „Für Frauen kann es wichtig sein zu fragen, ob sie von einem Mann oder einer Frau behandelt werden“, sagt Pilz-Kusch. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es vielen Frauen unangenehm ist, wenn sie sich vor einem männlichen Therapeuten nackt ausziehen müssen.“ Wer sich unsicher ist, sollte erst einmal nur Unterkunft und Verpflegung buchen. Vor Ort kann er dann testen, was ihm behagt. „Es lohnt sich, verschiedene Angebote zu vergleichen, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr unterschiedlich“, rät Expertin Pilz-Kusch. Als Faustregel gilt: 1 Minute einer Anwendung sollte nicht mehr als 1 Euro kosten.

Sparen lässt sich in Kurorten, hat die Wellness-Beraterin festgestellt. „Die Angebote sind oft preiswerter als in anderen Wellness-Hotels.“ Und es gibt einen weiteren Vorteil. „Für Kurorte existieren klare Klassifizierungskriterien, die regelmäßig von unabhängigen Sachverständigen überprüft werden.“

MARTINA JANNING

Der Ratgeber „Gesucht: Wellness“ der Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen kann für 5,80 € bestellt werden. E-Mail: publikationen@vz-nrw.de oder Tel. (02 11) 38 09-0