: US-Großoffensive gegen Taliban
2.000 US-Soldaten bei „Operation Lawine“ im Südosten Afghanistans eingesetzt. Erneut Kinder durch Querschläger getötet. UN-General fordert neue Geberkonferenz
KABUL/BERLIN dpa ■ Die US-Truppen haben in Afghanistan eine neue Großoffensive gegen Al-Qaida-Kämpfer und die radikalislamischen Taliban begonnen. Das teilte Oberstleutnant Bryan Hilferty im US-Hauptquartier Bagram mit. Die „Operation Lawine“ soll die größte Offensive der US-Truppen in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban vor zwei Jahren sein. Nach Armeeangaben sind rund 2.000 US-Soldaten in den Unruheprovinzen im Süden und Südosten Afghanistans eingesetzt.
Nur wenige Tage nach dem Tod von neun Kindern sind erneut Kinder bei einem Bombenangriff der US-Luftwaffe in Ostafghanistan getötet worden. Unter acht toten Zivilisten seien zwei oder drei Kinder und eine Frau, sagte der Gouverneur der Provinz Paktia, Mohammad Ali Dschalali, gestern. Eine Bombe habe in der Nacht zu Montag ihr Ziel verfehlt. Erst am Samstag waren bei einem Angriff der US-Luftwaffe im ostafghanischen Ghasni neun Kinder getötet worden. Ob ein dabei ebenfalls getöter Mann der Taliban-Kommandeur war, dem der Angriff eigentlich galt, ist entgegen ersten Angaben der US-Armee unklar.
UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die internationale Gemeinschaft vor einem Scheitern der Bemühungen um Frieden und Sicherheit in Afghanistan gewarnt. Angesichts der sich verschlechternden Sicherheitslage müsse die Hilfe auf allen Gebieten deutlich verstärkt werden, forderte Annan in einem Bericht an die UN-Vollversammlung. Besonders der Süden und Südosten Afghanistans leide unter „ungehinderter Kriminalität, Ausbrüchen von Kämpfen verfeindeter Volksgruppen und dem illegalen Drogenhandel“, stellte Annan fest. Entscheidende politische Entwicklungen wie die anstehenden Beratungen der verfassunggebenden Großen Ratsversammlung, der Loja Dschirga, sowie die im nächsten Jahr geplanten Wahlen seien durch die erheblichen Sicherheitsprobleme gefährdet. Annan sprach sich für eine Neuauflage der Petersberger Afghanistan-Konferenz vor zwei Jahren aus. Dabei solle die „notwendige politische und finanzielle Unterstützung“ für den Aufbau in Afghanistan „erneuert“ werden.