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Archiv-Artikel

Unwiderstehlich, auch ohne Worte

Die Stärken des Bochumer Komikerpaares Duo Diagonal ist die nonverbale Körperkomik. Jetzt sind sie mit einem neuen Programm auf NRW-Tour

BOCHUM taz Komik zwischen Glamour und Desaster verspricht das Programmheft, als sich am Abend der nüchterne Saal im Kulturbahnhof Langendreer in Bochum füllt. Glamour in Langendreer? Zum Warm-Up haben Deana Koszey und Holger Ehrich eine der längst vergessen geglaubten Max Gregor Fitness-Schallplatten ausgegraben, die die elterlichen Plattenschränke der 70er Jahre bevölkerten. Abgründe tun sich auf, denn trotz eleganter Robe - sie im roten Satinkleid, er im schwarzen Smoking - stürzen sich die beiden in die Verkörperlichung einer Gesichtsgymnastik und haben das Publikum sofort auf ihrer Seite. Die debil- sanfte Stimme von der Platte verspricht straffe Haut und ewige Jugend und ermutigt zum „Zähnchen zeigen“, doch heraus kommen verzweifelte Grimassen, die sich zu allem Übel auf dem Gesicht Chantals (alias Deana Koszey) festsetzen. “Unwiderstehlich“ ist ein Nummernprogramm, das alle Genregrenzen sprengt. Auf ungewöhnliche und virtuose Tanznummern und Körperkomik folgen Jonglagen, eine skurrile Diashow oder die Präsentation eines Frauen- Selbstverteidigung-Kurses aus den 60er Jahren. Kozsey und Ehrich, die seit 1999 gemeinsam als Duo Diagonal auftreten, haben mit ihren neu geschaffenen Alter Egos Chantal und Roger dabei zwei Figuren gefunden, die den Spannungsbogen zwischen den völlig unterschiedlichen Nummern halten: Sie versucht Eleganz, er hält sich für unwiderstehlich. Sie träumt vom Ballett, er von Las Vegas und Groupies. Wenn Chantal charmant erklärt, „Mein Partner ist auch sehr gut in der Zauberei mit kleinen Tieren“ und so ein Strahlen auf Rogers Gesicht holt, das sie mit süffisant-sadistischem „Nur heute müssen wir darauf leider verzichten“ zerbröselt, ist klar: Da stehen zwei auf der Bühne, die miteinander ringen. Um die Vorherrschaft auf der Bühne und die Gunst des Publikums. Dabei liegen die Stärken der beiden in der nonverbalen Köperkomik. Hinreißend wie Chantal als Virtuosin im absurden Fühler-Tanz den ungelenken Roger vorführt und gnadenlos der Peinlichkeit überführt. Entlastung findet der Gebeutelte in einer ekstatischen Karaoke- Nummer von Chris Isaaks „I wanna fall in love with you.“ Für die Kurzversion ihres Programms hatten die beiden im Sommer den internationalen Kleinkunstpreis „Heilbronner Lorbeeren“ (1. Preis der Jury und Publikumspreis in der Sparte Comedy) und den 1. Preis des Neustadter Gauklerfestivals eingeheimst.

Stefanie Görtz

20:00 Uhr, Movie, Bielefeld