: Alkohol-Alarm am Limonaden-Regal
Verbraucherzentrale kritisiert fragwürdiges Werben um jugendliche Kaufkraft. Mängel auch beim Jugendschutz: Hochprozentiges ist in Bremen auch für Minderjährige leicht erhältlich, ergab ein von ihr durchgeführter Test
Bremen taz ■ 38 Tafeln Schokolade essen, um fünf Euro Gutschrift aufs Konto zu bekommen – eine alltägliche Marketingstrategie, von der sich insbesondere Kinder verführen lassen. Mit einer Kampagne will die Bremer Verbraucherzentrale jetzt die Manipulation von Minderjährigen durch Werbemaßnahmen zum Thema machen. Erreicht werden sollen dabei zunächst Eltern, Lehrer und Erzieher. Sie sollen den Bundesverband der Verbraucherzentralen über fragwürde Werbung informieren.
Darüberhinaus müsse Kindern „Werbekompetenz“ vermittelt werden, für sie sei es oft schlichtweg unmöglich, zwischen Fakten und Werbeaussagen zu unterscheiden, so Geschäftsführerin Irmgard Czarnecki. Bei illegalen Werbepraktiken sollen Hersteller und Händler künftig auch verklagt werden.
Über 20 Milliarden Euro stehen den 11 Millionen Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis neunzehn Jahren jährlich in Deutschland zur Verfügung – Geld, um das die Wirtschaft mit besonders auf junge Käufer zugeschnittene Strategien wirbt: Spezielle Fernsehspots und Anzeigen, aber auch Gewinnspiele, Wettbewerbe, Bonusaktionen und Sponsoring. Ein Hersteller von Frühstückscerealien verspricht etwa neue Sportgeräte für Schulen, deren Schüler ausreichende Mengen Cornflakes essen – was zynisch wirkt auf die Verbraucherzentrale, die als ein Hauptproblem der Werbflut das zunehmende Übergewicht von Kindern- und Jugendlichen nennt.
Eine Gefahr für Kinder und Jugendliche sieht Czarnecki auch in sogenannten Alcopops – bunt aussehenden Mixgetränken, die hochprozentige Alkoholika wie Rum, Tequila oder Wodka enthalten. Zwar dürfen diese Getränke erst an volljährige Kunden verkauft werden. Die Praxis sieht allerdings anders aus, wie ein Test der Bremer Verbraucherzentrale bewies: Ein 13-jähriger Junge sowie zwei 15 und 16 Jahre alte Mädchen versuchten in elf Bremer Geschäften, die Mode-Drinks zu kaufen.
Bei den Mädchen verlangten die VerkäuferInnen nur in einem einzigen Fall den Personalausweis und verweigerten anschließend den Verkauf. Was Czarnecki besonders ärgert: In einem Bremer Kaufhaus seien die Mischgetränke sogar im Limonaden-Regal zu finden. Sabina Fischer