Grippe kann kommen

VIRUS Weltweit steigt die Zahl der Schweinegrippe-Fälle. Norddeutschland fühlt sich gerüstet. Mit Flugblättern und Pandemieplänen kämpfen die Länder gegen das Virus

Die Schweinegrippe grassiert vor allem in Mexiko und in den USA. In Spanien und Neuseeland wurden Einzelfälle entdeckt.

■ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die pandemische Warnstufe 4 ausgerufen. Damit wird das Auftreten von Ausbrüchen auf lokaler Ebene bezeichnet.

■ Die Schweinegrippe ist eine respiratorische Erkrankung von Schweinen. Der von Mensch zu Mensch übertragbare Virus ist eine neue Variante des Typs H1N1.

■ Laut der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC wird die Schweinegrippe nicht durch Nahrungsmittel übertragen. UG

VON UTA GENSICHEN

Auf allen deutschen Flughäfen warnt derzeit das Robert-Koch-Institut (RKI) die Touristen vor einem besonders gefährlichen Reisemitbringsel: der Schweinegrippe. Der mittlerweile von Mensch zu Mensch übertragbare Typ des H1N1-Virus könne schwerwiegende oder sogar tödliche Erkrankungen hervorrufen, heißt es in dem Flugblatt. Um Schlimmeres zu verhindern, setze das RKI deshalb auf die Mithilfe der Passagiere. Wer typische Krankheitszeichen wie Schüttelfrost, Husten oder Gliederschmerzen bei sich entdeckt, solle sich deshalb umgehend an das Flugpersonal wenden.

In Hamburg steht seit einigen Tagen rund um die Uhr der Hafen- und Flughafenärztliche Dienst bereit. Dieser soll bei Verdachtsfällen sofort aktiv werden. So wurde am Dienstag eine junge Frau nach einer Mexikoreise mit Verdacht auf Schweinegrippe im Uniklinikum Eppendorf eingeliefert. Dort angekommen wurde sie umgehend isoliert, bestätigte die Gesundheitsbehörde. Eine abschließende Diagnose stehe noch aus.

Eher unaufgeregt gibt sich auch das Gesundheitsministerium in Schleswig-Holstein. „Das Land bereitet sich gut vor“, sagte ein Sprecher am Dienstag. Sollte es zu einem Ausbruch des aus Mexiko stammenden Schweine-Virus kommen, kann das Ministerium auf einen Pandemieplan zurückgreifen. Dieser wurde vor drei Jahren zusammen mit dem Bund und den anderen Ländern aufgestellt und soll verhindern, dass eine Grippe-Epidemie um sich greift. Darin ist unter anderem vorgesehen, ständig Grippemittel vorzuhalten. Rund elf Prozent der schleswig-holsteinischen Bevölkerung könnten derzeit mit Medikamenten versorgt werden. Diese bekämpfen allerdings nur die Symptome der Grippeerkrankung. Eine Impfung gegen diesen neuen Typ des H1N1-Virus gibt es dem Friedrich-Löffler-Institut (FLI) zufolge allerdings noch nicht.

„Nicht dramatisieren“, sagt Ministerin Ross-Luttmann (CDU), „aber die Risiken klar benennen“

In Niedersachsen fühlt man sich mit dem einst wegen des Vogelgrippe-Virus H5N1 entwickelten Pandemie-Plan ebenfalls gut gerüstet. Bereits 2006 sei ein Laborbereitschaftsdienst eingeführt worden, der 24 Stunden lang für die schnelle Abklärung von Verdachtsfällen im Einsatz sei, sagt Gesundheitsministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU).

Vor einer Woche wurde ein aus Mexiko zurückgereister Mann ins Klinikum Hannover gebracht. Er hatte Symptome eines grippalen Infekts und wurde sofort behandelt. Ein im Labor untersuchter Rachenabstrich bestätigte aber, dass es sich bei der Erkrankung nicht um die gefürchtete Schweinegrippe handelte. „Es gilt weiterhin, nicht zu dramatisieren, aber die Risiken klar zu benennen“, sagt Ross-Luttmann zu dem Vorfall.