Welt-Aufrüttel-Tag

In NRW infizieren sich jährlich 450 Menschen neu mit HIV

Gestern war der Tag der Roten Schleifchen, der Welt-Aids-Tag. Auch VertreterInnen der Landesregierung tourten durchs Land um ihre Betroffenheit zu demonstrieren: Europaminister Wolfram Kuschke sprach ein Grußwort bei der Aids-Hilfe in Unna, Gesundheitsministerin Birgit Fischer (beide SPD) besuchte die HIV-Ambulanz ihrer Heimatstadt Bochum und die grüne Umweltministerin Bärbel Höhn sammelt im Anschluss an eine Gesprächsrunde der AIDS-Hilfe in Düsseldorf sogar Spendengelder.

Doch die Betroffenheit hält nicht lang an: Kurz nach dem Welt-Aids-Tag 2003 beschlossen die Regierungsparteien in Düsseldorf, den Etat für HIV- und AIDS-Prävention im Doppelhaushalt 2004/2005 um ein Drittel zu kürzen. Es bedurfte einer langen Überzeugungsarbeit der AIDS-Hilfe, die Rücknahme der Kürzungen durchzuboxen.

Derzeit leben 9.600 HIV-Infizierte in NRW, davon sind 1.100 an Aids erkrankt. Fast 80 Prozent der an Aids-Erkrankten sind Männer, die Hälfte aller infizierten Frauen Migrantinnen. Die AIDS-Hilfe betont immer wieder die Bedeutung der Prävention: In NRW rechnen Experten auch in Zukunft mit 400 bis 450 Neuinfektionen und etwa 170 AIDS-Erkrankungen im Jahr.

Mit seinen Maßnahmen gegen AIDS steht NRW im Bundestrend noch ganz gut da: Mit 4,4 Millionen Euro gibt das Land seit Jahren konstant viel Geld für Beratung, „zielgruppenspezifische Prävention“ und die Betreuung von Infizierten aus. In CDU-geführten Ländern wie Hessen und Niedersachen wurde der Etat stark gekürzt. Und die Bundeszentrale für politische Aufklärung hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Gelder für ihre „Machs mit“-Kampagne, die sich an eine breite Öffentlichkeit richtet, von 25 auf neun Millionen Euro heruntergefahren – als sei AIDS nur noch eine Krankheit der Randgruppen. Ein Regierungswechsel im Mai 2005 könnte für die AIDS-Hilfe im Land zur Zitterpartie werden. NAW