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Archiv-Artikel

Grindel oder Hafen?

UNI-UMZUG Das Präsidium will den Campus auf den Kleinen Grasbrook verlegen. Studierende dagegen. Internet-Debatte nach drei Wochen beendet

Erneuerung der Universität

Die Behörde für Wissenschaft und Forschung hat am 1. April eine Studie mit vier Szenarien vorgestellt:

■ Szenario 1 – Der Großteil der Gebäude wird saniert. Nur einige werden abgerissen.

■ Szenario 2 – Nahezu alle Gebäude werden abgerissen und neu gebaut. Nur denkmalgeschützte und kürzlich errichtete Bauten bleiben erhalten.

■ Szenario 3 – Nur die MIN-Fakultät zieht von der Bundesstraße auf den Grasbrook. Der Rest bleibt.

■ Szenario 4 – Der gesamte Campus der Universität wird auf den Grasbrook verlegt. HES

Die Online-Debatte über einen möglichen Umzug der Universität Hamburg auf den Kleinen Grasbrook ist gestern beendet worden. Im Internet konnten BürgerInnen seit dem 6. April darüber diskutieren, ob die marode Uni vor Ort in Eimsbüttel saniert oder ob sie südlich der Elbe neu errichtet werden soll. Die meisten Forumsteilnehmer bewerteten einen Umzug kritisch.

Die Wissenschaftsbehörde hatte Anfang April eine Studie mit vier Szenarien für eine Erneuerung der Uni Hamburg vorgelegt. Laut der Studie sind zirka zwei Drittel der Gebäude in einem schlechten Zustand. Außerdem bräuchte die Hochschule bis 2020 zusätzlich 100.000 Quadratmeter neue Fläche. Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz hatte sich daraufhin für die rund zwei Milliarden Euro teure Übersiedlung auf den Grasbrook ausgesprochen.

Für die Internetdiskussion auf www.zukunft-uni.hamburg.de hatten sich 218 Benutzer registriert. „Wir hätten uns natürlich mehr gewünscht“, sagt Klaus von Leppel von der Wissenschaftsbehörde. „Wir wollten eine Fachdebatte und haben keine inhaltlichen Vorgaben gemacht.“ Bei vielen Usern entstand allerdings der Eindruck, dass es sich um eine Alibi-Veranstaltung von reinem Symbolcharakter handelt.

„An diesem Dialog waren vor allem Politiker beteiligt“, sagt Hans J. Kleinsteuber, Professor für Politikwissenschaft. „Die eigentlich Betroffen sind überhaupt nicht befragt worden.“ Es hätte zuerst innerhalb der Universität diskutiert werden müssen, bevor ein Umzug in Erwägung gezogen werde. „Eine so grundsätzliche Frage sollte außerdem von der Bürgerschaft ausgehen – und nicht von einer Behörde, die sich so deutlich für den Umzug positioniert hat“, findet Kleinsteuber.

Am Dienstag hatten sich Studierende bei einer Anhörung der Bürgerschaft bereits mehrheitlich gegen einen Umzug auf den Grasbrook ausgesprochen. „Wir lehnen einen Komplett-Umzug ab“, sagt der Asta-Vorsitzende Séverin Pabsch. Er bezweifelt den von der Studie angenommenen Raumbedarf, weil die Zahl der Studierenden sinke. So ein Großprojekt werde am Ende doch scheitern. Die Kosten seien zu knapp kalkuliert, da auch mit Drittmitteln gerechnet werde. Außerdem sei die studentische Kultur in Eimsbüttel über Jahre gewachsen. „Wir wollen keine Geister-Uni auf dem Grasbrook – wir sollten in Eimsbüttel bleiben und hier in die Uni investieren“, sagt Pabsch. Am Montag wird im Audimax weiter über den Umzug debattiert. HELGE SCHWIERTZ