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Archiv-Artikel

Standortwahn der Pfeffersäcke

Betr.: Airbus reißt das Zeitfenster auf, taz Nord v. 26.11

(...) Der Kirchenvorstand hat in meinen Augen geradezu die Pflicht, mutig laut zu sagen, was sich Privatpersonen nicht trauen zu sagen, weil sie den Druck nicht aushalten, der dann auf sie ausgeübt würde. Und soll denn auf Dauer hier der Wunsch einzelner Unternehmen Gesetz sein? Was machen wir, wenn sie alles zugebaut haben?

HELGA SCHENK, Winsen

(...) Meine Hochachtung gilt den letzten sich wehrenden Grundstücksbesitzern in Neuenfelde, die sich nicht dem von wirtschaftlichen Interessen diktierten Druck des Senats und Airbus beugen, sondern orientiert an ihrem Gewissen, ihrer Heimat und der Erhaltung der Natur Widerstand leisten. (...) JAN SAFFE, Bremen

(...) Bischöfin Maria Jepsen (...) sollte froh sein, wenn sich eine Kirchengemeinde nicht von einem Konzern über den Tisch ziehen lässt, sondern sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt. Die Gemeinde hält sich außerdem an die Entscheidung des zuständigen Oberverwaltungsgerichtes. Statt der Gemeinde also den Rücken zu stärken, fällt Maria Jepsen ihr in den selbigen. Die Bischöfin kriecht offenbar so sehr vor der Wirtschaft zu Kreuze, dass sie sogar die Rechtswirksamkeit des Beschlusses der St. Pankratius-Gemeinde prüfen lassen will. (...) JOACHIM FISCHER, Glied der ev. Kirchengemeinde Bremen-Rablinghausen.

(...) Die Startbahn ist nur die Waffe, mit der man die Kirche abschießen will (...). Dabei wird verschwiegen, dass die Elbe gerade zugeschüttet wird und die Hallen dann dort stehen, wo jetzt Wasser ist. Betrachtet man die topografische Karte, dann wird die Absurdität der jetzigen Startbahn deutlich: Sie würde das Airbuswerk in der Mitte durchschneiden! Kein noch so einfältiger Planer käme auf die Idee, den Flughafen mitten in eine Industrieanlage zu setzen.

Also: Nachdem der letzte Bürger enteignet worden ist, wird die Startbahn an die Elbe verlegt, so dass die großen neuen Carrier über die Naturschutzgebiete (...) donnern können. Im Süden wird der neue Autobahnanschluss gebaut. Vorteil: Die Blankeneser (...) brauchen sich über den Lärm der Düsentriebwerke beim Einschalten des Gegenschubs nicht mehr aufzuregen. (...) JOHANNES PERTHEN, Hannover und Bremen

(...) Als Stadtlenker einer Weltmetropole (...) sollte Ole von Beust inzwischen eigentlich deutlich geworden sein, dass er sich wie der Nasenbär des Herrn Airbus-Chef Noel Forgeard über den Rathausmarkt ziehen lässt. (...) Tatsache ist, dass Forgeard keine weiteren 589 Meter Landebahn braucht, weder für die Passagier- noch die Frachtversion des A380. Das ist auch für Herrn OvB seit langem nachlesbar in den originalen Verkaufsunterlagen des Herrn Airbus-Chefs höchstpersönlich.

In den USA lässt der das auch jedem Käufer seiner A380 öffentlich und ohne Federlesen bedingungslos garantieren: die A380 braucht kürzere Start- und Landebahnen als Boeing’s Maschinen. (...) Und das sind als Bahnlänge 2.057 Meter für die Frachtversion und 2100 Meter für die Passagierversion, alles beim maximalen Landegewicht MLW! Die schon heute vorhandene Bahn ist also schon um einige hundert Meter länger, als es von der A380 überhaupt benötigt wird. (...) HORST UHLEN, z. Zt. Lefkas, Griechenland

Endlich macht sich mal eine Gemeinde gerade und widersteht dem Standortwahn der Pfeffersäcke und schon fallen ihr die führenden Kirchenleute, die Bischöfin voraus, in den Arm. Damit stellt sich die Bischöfin auf die Seite von Senat, Handelskammer und EADS (ein internationales Rüstungskonsortium) und bringt die Proteste von Kirche und Diakonie gegen Einsparungen bei Kitas, Obdachlosen etc. in Misskredit. Denn auf deren Rücken lebt die Industrielobby ihre teuren Omnipotenzfantasien vom großen, dicken Flieger aus. Die würden den A 380 auch noch nach Hamburg holen, wenn auf Finkenwerder nur die Klospülung eingebaut würde.

KRISTIAN STEMMLER, Handeloh (Nordheide)

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