: Haustierakrobatik
Noch bis Sonntag auf der Bürgerweide: Ein Zirkus mit neuem Konzept
bremen taz ■ Lydia trägt Jeans-Hotpants mit Paillettengürtel, ein knappes Tanktop und ein Piercing im Bauchnabel. Im blau-grün-orangen Diskolicht tanzt sie zu „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“. Immer schneller dreht sie sich um die eigene Achse. Wohlgemerkt nicht auf dem Boden, sondern an einem Seil knapp unter der Zeltkuppel.
Die junge Frau ist nur eine der etwa 20 Artisten, die im Zirkus Manege auftreten. Nicht nur Kinder kreischen entzückt-entsetzt auf, wenn die zarte Galina kraftvoll in luftiger Höhe schaukelt, sich freihändig herumschwingt, in den Spagat geht, unter der Kuppel Ballett tanzt. Die junge Russin ist keine ausgebildete Akrobatin, sondern Profisportlerin, die in der Manege ihre Kraft mit Nervenkitzel verbindet.
Neben der Akrobatik dürfen auch die Tiere in einem Zirkus nicht fehlen, doch hier wartet Manege mit einer Besonderheit auf, die auch den fehlenden zirkustypischen Raubtiergestank erklärt: „Wir verzichten bewusst auf exotische Tier, stattdessen haben unsere Dompteure Haustiere dressiert“, sagt Manege-Sprecher Manfred Künitz. „Unsere Tiere können ihren Auftritt immer kaum erwarten und sich hier ganz natürlich verhalten“, ist er sich sicher. Bei der Rodeo-Nummer reitet eine Ziege auf einem Esel – ob das wohl natürliches Verhalten ist? Den sechs Hunden immerhin scheint es – das Schwanzwedeln richtig interpretiert – Spaß zu machen: Sie führen ihren Dompteur geradezu vor, laufen ihn und ihre Hürden über den Haufen, beißen ihm in die Hose und lassen ihn schließlich sogar ganz ohne dastehen.
Neben Akrobatik, Tiernummern und dem Clown kommen auch Liebhaber der Zauberei nicht zu kurz. Der Magic Man – ein blonder Boygroup-Schwiegermutter-Typ – verschiebt und verdreht den Körper seiner Partnerin und verwandelt sie schließlich in ein paar Dalmatiner. Zauberhaft auch der Auftritt des Duo Malinkovich mit blitzartigen Kleiderwechseln: Der elegant gekleidete Herr wirft silbernen Glitter – und das kurze goldene Kleid seiner Partnerin verwandelt sich in eine lange silberne Robe. Einen Mantel an- und nach wenigen Sekunden wieder ausgezogen – das Kleid glitzert rot.
Bei all den Darbietungen wird dem Publikum schnell warm ums Herz – dennoch sollte der Besuch nicht ohne Schal, Mütze, dicke Schuhe und ein warmes Kissen angetreten werden: Das Zelt hält zwar das übelste Bremer Wetter ab, doch bei der über zweistündigen Show wird es zu dieser Jahreszeit doch empfindlich kalt. Ulrike Schröder
Do-Sa 15.30 und 19.30 Uhr, So (letzte Vorstellung) 11 und 15.30 Uhr, Karten 10-25 Euro, Karten: ☎ 0421-36 36 36