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Archiv-Artikel

Gutachter Haller: teurer als das Waldau

Das „BAW-Institut“ des früheren Staatsrats Frank Haller bekommt im Jahre 2003 staatliche Aufträge über 500.000 Euro und dazu eine „Grundfinanzierung“ über 693.000 Euro. Bei privaten Auftraggebern ist sein Rat weniger gefragt

Bremen taz ■ Der frühere Wirtschaftsstaatsrat Frank Haller und sein Institut „BAW“ (Bremer Ausschuss für Wirtschaftsforschung) haben es schwer. 1999 war die frühere Abteilung des Wirtschaftsressorts zu einem unabhängigen Institut im Umfeld der Universität gemacht worden, nicht zuletzt, um die Glaubwürdigkeit seiner Expertisen zu erhöhen. Fremdaufträge für den Ex-Staatsrat und sein Institut aber sind nach wie vor rar. Und die Grünen stellen böse Fragen: Wie hoch denn inzwischen die „Drittmittelquote“ und wie abhängig das Haller-Institut folglich heute noch von den Bremer Staats-Aufträgen sei? Die Antwort ist ernüchternd: 82 Prozent der Aufträge in diesem Jahr kommen vom Staat, heißt es in der Antwort des Senats, wobei die „institutionelle Förderung“ noch nicht einmal mitgerechnet ist: 673.000 Euro hat das BAW-Institut auf diesem Weg kassiert – fast so viel wie das Waldau-Theater. Dazu kommt die staatliche Auftragsumme von rund 500.000 Euro jährlich. Die Gutachten, die das Land Bremen an das Haller-Institut vergibt, bezahlt es also praktisch doppelt. Kaum ein Uni-Institut kann sich so eine geringe Drittmittel-Quote leisten.

Als vor fünf Jahren die Privatisierung der BAW-Abteilung des Wirtschaftssenators begann, gab es noch hochfliegende Pläne. „Überregionale Institutionen, vor allem Bund und EU, erwarten eine stärkere Trennung von Programmentwicklung und Kontrolle“, hieß es damals. Aber Aufträge von Bund und EU ließen auf sich warten.

Auch in Bremen haben längst nicht nur die Grünen Zweifel an der Seriosität der Kalkulationen des Haller-Instituts. Ob Musical oder Space Park – die Ratschläge aus dem BAW kommen zuverlässig nach der Devise: Viel hilft viel. Berichte über die Effektivität der vorgeschlagenen Investitionen sucht man so vergeblich in der Veröffentlichungsliste. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD, Eva-Maria Lemke-Schulte, gab nach einem schöngerechneten Gutachten über die Effekte der Musical-Subventionen einmal öffentlich den „freundlichen Hinweis an Professor Haller“, „einen Friseurbesuch vor Jekyll&Hyde“ nicht als Faktor bei der Berechnung der steuerlichen Effekte des Musicals einzubauen. Nachdem das BAW-Institut für 80.000 Mark ein Weser-Stadion-Gutachten vorgelegt hatte, in dem die Fußballübertragungs-Minuten im Fernsehen wie bezahlte Werbe-Minuten für Bremen gerechnet wurden, empfahl der Grüne Matthias Güldner dem Ex-Staatsrat eine „Denkpause“, die „nicht zu knapp bemessen werden darf.“

Wichtigster Auftrag von Haller ist die „Evaluation“ der Sanierungs-Investitionen, also der Programme, die er selbst einmal als Staatsrat formuliert hatte. Das Finanzressort bezahlt dafür mehrere hunderttausend Euro an das Institut. In ihrer Anfrage wollten die Grünen jetzt wissen, wie viel Geld für jeweils welchen Auftrag der BAW vom Land Bremen bekommt. „Aufgrund des Vorliegens schutzwürdiger Belange können hier keine Einzelangaben über Auftragssummen gemacht werden“, schrieb der Senat zurück.

Klaus Wolschner