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Archiv-Artikel

Ebay andersrum – und unter neuem Namen

Ein Dortmunder Unternehmer bringt Dienstleister dazu, im Internet gegeneinander zu konkurrieren.

Dortmund taz ■ Als der Spiegel die Meldung über das neue Internet-Portal www.underbay.de ins Netz gestellt hatte, brach das Angebot des Dortmunder Unternehmers Thomas Grochowalski erstmal unter der Last der erzeugten Zugriffe zusammen. Nichts ging mehr auf den Servern, die Grochowalski für seine Firmen-Idee angemeldet hatte. Zuviele hatten auf den Link geklickt, der von den Spiegel-Seiten zum Internet-Angebot des Dortmunders führte. „Da war erstmal die Hölle los“, sagt Grochowalski, „und wir haben die ganze Nacht damit verbracht, das gesamte Angebot auf mehr Rechner zu verteilen.“

Dann mußte er sich auch noch einen neuen Namen für sein Angebot ausdenken. Seit gestern mittag heißt underbay undertool. Meike Fuest, Sprecherin von ebay möchte sich zu dem vermuteten Namensstreit nicht äußern: „Dafür ist unsere Rechtsabteilung zuständig“, sagt sie. Auch Grochowalski gibt zur Umbenennung des Angebots keinen Kommentar ab: „Dazu werde ich mich nicht äußern.“

Was die Seite so interessant macht: Sie stellt das Prinzip des Online-Versteigerers ebay auf den Kopf. Hier gewinnt nicht das höchste Gebot, sondern das niedrigste. Denn bei „Undertool“ werden Dienstleistungen versteigert. Wer einen Auftrag zu vergeben hat, der kann ihn ins Netz stellen. Dazu gibt er einen Preis an, den er für die Erledigung der Aufgabe maximal bezahlen möchte. Nun kommen die Auktionsteilnehmer ins Spiel, in diesem Fall die Firmen oder Gewerbetreibenden, die den Auftrag gerne haben möchten. Sie unterbieten das Startangebot solange, bis keiner mehr den Job billiger machen möchte.

Entstanden ist das Angebot aus einer Not: Denn Grochowalski suchte zuerst eine Online-Plattform um seinen Haus- und Gartenservice bekannt zu machen. Da er keine fand, reifte die Idee zur Versteigerung von Dienstleistungen. Die Handwerkskammer Dortmund freut sich über das Engagement von Grochowalski: „Wir begrüßen alles, was dem Handwerk nützt.“

Die neuen Möglichkeiten im Netz treiben aber auch seltsame Blüten. So werden, Menschen gesucht, die Leasingverträge ohne die obligatorische Bonitätsprüfung vergeben, Leute die Kredite ohne Schufa-Auskunft verteilen oder Dienstleister, die Kreditkarten ohne die üblichen Bankenprüfungen unter die Leute bringen. Für den Sprecher der Staatsanwaltschaft Dortmund, Heiko Oltmanns, ist das erstmal nicht prinzipiell verdächtig: „Eine Kreditvergabe ohne Schufa kann für den Verleiher ein Problem werden, der sagt: Ich vertraue mal Deinen blauen Augen.“

Grochowalski vertraut erstmal seinen vier Mitarbeitern, die das Angebot pflegen – und den Usern. „Wenn unseren Benutzern etwas Verdächtiges auffällt, unterrichten sie uns meist sofort“, sagt Grochowalski. Dennoch werde er in Zukunft noch Leute einstellen müssen, die das Angebot pflegten. Alles sei nach dem Start noch etwas schwierig, denn „wir sind ja von 0 auf 100 gegangen“, sagt Grochowalski. Der Start der neuen Auktionsplattform ist jedenfalls überwältigend. Hatte der Dienst am Freitag rund 70 zu vergebende Aufträge online, waren es gestern schon über dreimal so viele.

Grochowalski, der an den Auktionsgebühren verdient, ist weiter im Streß. Gestern Abend war er für einen Auftritt bei Sat1 in Berlin. Wenn er eine Dienstleistung ausschreiben sollte? „Um mich geht es bei dieser Sache gar nicht“, sagt Grochowalski „Ich will nur in Ruhe und konzentriert arbeiten.“ Elmar Kok