piwik no script img

Archiv-Artikel

Sozial entwurzelte Jobvagabunden

betr.: „Von A nach B der Arbeit wegen. Moderne Nomaden“, taz zwei vom 3. 12. 04

Es muss in den meisten Fällen wohl eindeutig „Jobvagabunden“ statt „Jobnomaden“ heißen: Nomaden ziehen im festen sozialen Gefüge umher und sind daher per se immer verwurzelt, egal an welchem Ort. Man kann das schönreden, aber es ist eine andere Qualität des sozialen Kontakts, wenn der Freund oder Bekannte nur noch über E-Mail oder Telefon erreichbar ist und man immer wieder relativ machtlos zusehen muss, wie sich Lebensentwürfe und -richtungen mangels örtlicher Kontaktmöglichkeit auseinander entwickeln. Freundschaften brauchen Zeit, um sich zu entwickeln, und das wird sich auch in der Zukunft nicht ändern, weil sich der Mensch in seinen sozialen Eigenschaften eben nicht so schnell ändern kann.

Ich persönlich stelle in den letzten Jahren immer mehr fest, dass ich durch diese Art des aufgezwungenen Lebensentwurfs neben der tatsächlichen Vereinsamung auch immer mehr die Zuversicht und die Fähigkeit verliere, neue Kontakte so schnell aufzubauen, dass ich während der jeweiligen Halbwertszeit meiner festen Wohnorte auch etwas davon habe. Ich kann dieser Entwicklung nicht viel Positives abgewinnen. YVES HEINRICHS, Freiburg