: Angriff der Saddam-Getreuen
Tote bei Attacke auf US-Konvoi. Demonstrationen von Anhängern und Gegnern Saddam Husseins. Schiiten fordern Bestrafung Husseins. USA und Frankreich wollen Schuldenlast des Irak erleichtern
BAGDAD/BASRA/PARIS ap/dpa Nach der Gefangennahme von Saddam Hussein haben gestern Anhänger und Gegner des Exdiktators demonstriert. Gleichzeitig dauerten die Gefechte zwischen Guerillakämpfern und US-Truppen weiter an. In Samarra, 100 Kilometer nördlich von Bagdad, griffen Aufständische am Montagabend eine US-Patrouille mit automatischen Waffen und Granaten an. Die Soldaten forderten Verstärkung an. Im anschließenden Feuergefecht seien elf Angreifer getötet worden, teilte der Kommandeur einer US-Einheit vor Ort mit.
In mehreren irakischen Städten demonstrierten Anhänger von Saddam Hussein gegen dessen Festnahme. Dabei erschossen US-Soldaten am Montag in Ramadi, westlich von Bagdad, drei Teilnehmer einer Kundgebung von 750 Menschen; zwei Personen wurden nach US-Militärangaben verletzt. Die Soldaten seien aus der Menge heraus wiederholt angegriffen worden, erklärten die US-Streitkräfte. In Falludscha, einer weiteren Stadt im Zentralirak, stürmten Saddam-Anhänger das Büro des Bürgermeisters. In der nordirakischen Stadt Mossul gaben US-Soldaten Warnschüsse auf hunderte von Demonstranten ab, die durchs Zentrum zogen und alte Banknoten mit dem Bild von Saddam Hussein in die Luft hielten. Bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe wurden in Tikrit, der Heimatstadt des Exdiktators, drei Soldaten verletzt.
Demgegenüber verliefen die Kundgebungen der Gegner Saddam Husseins ohne Zwischenfälle. Hunderte von Schiiten demonstrierten in Bagdad und Basra aus Freude über die Gefangennahme des Exdespoten. Zugleich forderten sie dessen Bestrafung. Zu den Demonstrationen hatte die im provisorischen irakischen Regierungsrat vertretene schiitische Organisation Oberster Rat der Islamischen Revolution im Irak aufgerufen. Die Frage eines Prozesses gegen Saddam Hussein und einer möglichen Todesstrafe war gestern auch Gegenstand der Debatte in Bagdad sowie weltweit.
In Paris einigten sich die USA und Frankreich unterdessen auf eine Erleichterung der irakischen Schuldenlast. Dies erklärte der Irak-Sonderbeauftragte von US-Präsident George W. Bush, James Baker, nach einem gestrigen Treffen mit Präsident Jacques Chirac. Auch in Berlin wollte Baker gestern für einen Schuldenerlass werben. Im Pariser Club sind die bedeutendsten Gläubigerstaaten des Irak versammelt. Der Irak schuldet Frankreich rund 3 Milliarden Dollar, bei Deutschland sind es etwa 4,4 Milliarden Dollar.
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