: Urencos russische Uran-Deals
Die Uran-Wiederaufarbeitungsanlage in Gronau wird weiter ausgebaut – dabei sind die Kapazitäten bereits heute mehr als ausreichend. Umweltschützer sprechen von billiger Atommüllentsorgung
VON ELMAR KOK
Die Erweiterung der Uran-Wiederaufarbeitungsanlage der Firma Urenco in Gronau ist Realität. Seit dem Wochenende hat auch die grüne Landespartei diese Realität anerkannt und bekannt gegeben, dass die Partei sich nur noch politisch für die Stillegung der Anlage einsetzen werde.
„Gegen den Betrieb der Anlage juristisch vorzugehen, wird schwierig“, sagt Harald Schwalbe, Umweltreferent der Landesgrünen. Und weiter: „Da ist nichts mehr mit großem Optimismus.“ Jetzt kämpft die Öko-Partei darum, dass die Anlage wenigstens den Sicherheitsstandards entspricht. Die Partei werde darauf achten, dass die Anlage „entsprechende Sicherheiten, etwa gegen Flugzeugabstürze bekommt“, sagt Schwalbe.
Sicher ist, dass die Anlage nach ihrem Ausbau mehr Uran herstellen wird, als für den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke während des Ausstiegs nötig ist. Während in Deutschland noch 18 Meiler auf die Einstellung ihres Betriebs warten, kann die Anlage in Gronau Brennstoff für knapp die doppelte Anzahl Kraftwerke liefern. „Wir werden nach dem Ausbau pro Jahr rund 4500 Tonnen Urantrennarbeit machen“, sagt Manfred Krey, Pressesprecher von Urenco. 1000 Tonnen reichten, um 8 Kraftwerke zu versorgen, sagt Krey. Dann wird in Europa noch mehr Uran durch die Gegend geschickt als bisher. Denn die Urenco verschifft ihr Material, dass sie Wertstoff nennt, über Rotterdam nach Rußland. Dort wird es nach Firmenangaben wieder angereichert. Um welche Mengen es sich handelt, will Krey aber nicht sagen. Was zurückkomme sei so gut wie Natururan.
Die Gegner der Anlage in Gronau nennen den Urenco-Wertstoff schlicht Atommüll und verdächtigen die Firma abgereichertes Uran in Rußland abzuliefern und gegen gutes Geld in neues umzutauschen. Zweifel seien angebracht, denn eigentlich sei die erneute Anreicherung des Materials viel teurer als auf dem Weltmarkt erworbenes Natururan, sagt Bettina Dannheim, Energiereferentin der Umweltorganisation Robin Wood: „So billig können das nur die Russen.“
Der preiswerte Uranimport aus Rußland treibt auch den atompolitischen Sprecher der Grünen im Landtag, Rüdiger Sagel, um. Das müsse überprüft werden, fordert er. Sagel will sich mit dem Ausbau der Anlage nicht zufrieden geben. „Das ist weder wirtschaftspolitisch noch technologisch notwendig“, sagt der Landtagsabgeordnete.
Richtig Angst macht die Anti-Atombewegung im Landtag dem Anlagen-Betreiber jedenfalls nicht. Protest sei man gewöhnt, sagt Atommann Krey. Im Sommer habe es zuletzt rumort, sagt er: „Als es da diesen Krach in der Koalition gab.“