: Balsam auf Theaterwunden
Der Neustädter Beirat fordert die Kulturdeputation auf, das Schnürschuh weiter zu fördern. Für die gerade erst entdeckte Neustädter Kulturmeile sei es unverzichtbar
Bremen taz ■ Der Protest gegen die drohende Schließung des Theaterhaus Schnürschuh eint die Menschen in der Neustadt: Einstimmig forderte am Donnerstagabend der neustädtische Beirat die Bremer Kulturdeputation auf, ihre Entscheidung bezüglich der Spielstätte im Buntentor zurückzunehmen. Die Förderung von jährlich 175.000 Euro müsse auch „in kommenden Jahren“ bereitgestellt werden und nicht – wie derzeit geplant – Ende 2004 auslaufen. „Das Schnürschuh-Theater ist ein wichtiger Bestandteil der Kulturmeile Neustadt“ sagte Beiratsmitglied Henning Harms (CDU). Anders als sein Parteikollege Kultursenator Hartmut Perschau hält er das Stadtteiltheater im Buntentor für unverzichtbar.
Die parteiübergreifende Unterstützung durch den Beirat ist Balsam auf die Wunden der Theatermacher. Jetzt sei er wieder „guten Mutes, dass wir das Problem vom Tisch kriegen,“ sagte Schnürschuh-Intendant Reinhard Lippelt, der auf der Beiratssitzung die Perspektiven des Theaters vorgerechnet hatte. Zusätzlich zur öffentlichen Förderung spiele es selbst noch einmal rund 140.000 Euro ein. Die restlichen rund 35.000 Euro des jährlichen Budgets bestünden aus Sponsorengeldern und Drittmitteln. „Entscheidend sind die Personalkosten – den Rest können wir selbst aufbringen“, erklärt Lippelt. Doch gerade für regelmäßige Ausgaben wie die fünf Mitarbeiter des Theaters seien private Sponsoren oft schwer zu finden. Die Förderung durch den Senator für Kultur sei deshalb unverzichtbar.
Wenn im Zuge der jüngsten Kürzungsrunde Institutionen schließen müssen, soll das Personal nach dem Willen der Kulturdeputation in anderen kulturellen Einrichtungen beschäftigt werden. Die bereitgestellten Mittel für diese „ABM-Ersatzstellen“ betragen vier Millionen Euro. Eine Abfederung der sozialen Härte der Streichungen. Lippelt fasst die paradoxe Situation zusammen: „Wenn die Deputation stattdessen unsere Arbeit im Schnürschuh bezahlen würde, könnte das Theater weiterexistieren.“ tack