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Archiv-Artikel

„Wie ein weiteres Zimmer“

Archäobotaniker spricht über antike Gartenkunst

taz: Frau König, wie sahen antike Gärten aus?

Margarethe König, Archäobotanikerin, Uni Mainz: Die römische Gartenkultur war sehr vielschichtig – ähnlich der heutigen. Man denkt zuerst an die Gärten römischer Gutsanlagen im Ländlichen, wo es mit Obst- und Nussbäumen oder Salaten um die Nahrungssicherung ging. Auch Gewürzkräuter waren wichtig.

Womit wurde gekocht?

Dill, Sellerie, Koriander, Petersilie und Kümmel waren verbreitet. Der Geschmack war ziemlich stramm damals.

Wie war es in den Städten?

Grünanlagen waren wie heute die Lungen der Städte. Gärten von Privathäusern waren ein weiteres Zimmer zum Spielen, Essen, Leben. Und dienten – üppig geschmückt mit Kunstelementen wie Wasserspielen und Skulpturen – der Repräsentation.

Hatte denn jeder einen eigenen Garten?

Reichte die Fläche nicht, holte man mit bepflanzten Tontöpfen, den so genannten Adonis-Gärten, ein Stück Natur in die Wohnung. Auch öffentliche Gebäude waren umgeben von Grünanlagen. Cäsar hat den Bewohnern von Rom sogar seine Privatgärten zur Erholung vermacht.

Wie rekonstruieren Sie das alles?

Wir haben Schriftquellen mit detaillierten Anleitungen zum Gartenbau vorliegen. In Pompeji konnten wir ganze Gartenanlagen ausgraben, die nach dem Vesuvausbruch unter der heißen Asche konserviert waren. Aber auch Wandmalereien mit teils ganzen Gartenlandschaften sind aufschlussreich. Die waren oft Ersatz für echtes Grün.

Wie Fototapeten heute?

Genau. Sogar in Innenhöfen wurden die Wände bemalt, um einen Garten zu ersetzen oder ihn optisch zu verlängern.INTERVIEW: TERESA HAVLICEK

20 h, Haus der Wissenschaft