: Erst in Nickaragua kommen die Systeme dann wirklich zueinander
SOLIDARITÄT Deutsch-deutscher Hilfswettstreit
In Deutschland war ja einmal alles doppelt, sogar die internationale Solidarität. Manchmal wurde der Wettstreit dabei auch mit den Mitteln des Alphabets ausgetragen. Man musste nur auf die Schreibweisen schauen, und schon wusste man, woher der Wind weht, zum Beispiel bei Nicaragua. Mit dem „c“ aus dem Westen, oder mit dem „k“ aus dem Osten. Nikaragua, wie man den mittelamerikanischen Staat in der DDR buchstabierte. Der war nach der sandinistischen Revolution in den Achtzigern das Lieblingsfernwehland der Linken, in das tausende Arbeitswillige aus beiden Teilen Deutschlands reisten, um dort beim Aufbau einer sozial gerechten Gesellschaft behilflich zu sein. Während aber die DDR die Solidarität mit Nikaragua zur Staatssache erklärte und Großprojekte organisierte, verkniff sich die BRD alle staatlichen Beihilfen. Stattdessen bildeten sich im Westen haufenweise Basisgruppen zur Unterstützung kleinerer Einzelprojekte vor Ort oder man trank einfach mit der Sandino-Dröhnung solidarisch seinen Kaffee. Dieser „deutsch-deutschen Solidarität im Systemwettstreit“ gehen Erika Harzer und Willi Volks in ihrem Buch „Aufbruch nach Nicaragua“ nach. Reisende aus Ost und West erzählen von ihren Beweggründen, nach Nicaragua zu gehen, und ihren Begegnungen dort mit den jeweils „anderen“ Deutschen. Außerdem wird gefragt, was aus den damaligen Solidaritätsbewegungen geworden ist. Moderiert von taz-Redakteur Bernd Pickert, wird „Aufbruch nach Nicaragua“ am heutigen Mittwoch im taz-Café vorgestellt. Der Eintritt ist frei. TM
■ taz-Café, Rudi-Dutschke-Str. 23 Mittwoch, 6. Mai, 19 Uhr