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Archiv-Artikel

Gut zu wissen, für was und wen man zahlt

Die Universität Witten-Herdecke hat seit acht Jahren ein Studiengebühren-Modell. Die Studenten haben es 1995 selbst entwickelt, als das Land Nordrhein-Westfalen von der Privatuni eine Studenten-Beteiligung verlangte

RUHR taz ■ Die Hochschulen im Land NRW ärgern vor Weihnachten ihre Langzeit-StudentInnen mit Gebührenbescheiden über 650 Euro. An der Privat-Universität Witten-Herdecke gehören Studiengebühren bereits seit acht Jahren zum Alltag.

Dort gibt es seit 1995 einen Verein, der die Gelder eintreibt und mit dem die Universität verhandeln muss, wenn sie mehr Geld will. Studiengebühren werden von den StudentInnen an die Studierenden-Gesellschaft e.V. gezahlt. „Momentan haben sie die Möglichkeit, sich pauschal für die Zahlung von 15.000 Euro zu entscheiden, die sie dann im Laufe der Regelstudienzeit abzahlen müssen“, sagt Max de Maizière, einer der vier Vorstände der Studierendengesellschaft. Die anderen Möglichkeiten: Sie zahlen nach Ablauf ihres Studiums für acht Jahre acht Prozent ihres Gehalts an den Verein der Studierendengesellschaft, der das Geld der Universität zur Verfügung stellt. Zudem kommt ein Mischmodell in Frage: Die Hälfte der Gebühren wird im Studium bezahlt, dann über vier Jahre nochmal acht Prozent des erarbeiteten Gehalts. Bemessungsgrundlage ist ein aktueller Einkommenssteuerbescheid. Zahlen muss, wer mehr als 17.000 Euro verdient. Freigestellt sind StudentInnen aus einem Nicht OECD-Land, die nach dem Studium wieder in einem solchen arbeiten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat sich jeder Zweite für eins der beiden „Späterzahl“-Modelle entschlossen. Seit 1995 sind über das Studiengebühren-Modell rund 12 Millionen Euro an die Wittener Privat-Universität geflossen.

Der Verein hat im letzten Geschäftsjahr sieben bis acht Prozent des Haushalts der Universität finanziert. Momentan zahlten monatlich rund 80 Ehemalige an die Universität, an der zurzeit 1200 Studenten studieren, sagt de Maizière. Er studiert im fünftenSemester Wirtschaftswissenschaften und kann die Studentenproteste gegen das Studienkontenmodell und die damit verbundenen Gebühren gut verstehen: „Es ist eben schwer zu garantieren, dass das Geld nicht im normalen Haushalt des Landes versickert, sondern wirklich den Hochschulen zu Gute kommt.“

De Maizière hat selbst ein Semester an einer staatlichen Uni studiert und „miese Qualität erlebt“, wie er sagt. Allerdings sei in der aktuellen Diskussion zu viel Ideologie im Spiel. „Ich kann die prinzipielle Abneigung von Studiengebühren nicht verstehen“, sagt de Maizière, „sie sollten nur eben sozialverträglich und solidarisch sein.“ ELMAR KOK